Pädiatrie up2date 2022; 17(02): 145-170
DOI: 10.1055/a-1375-6594
Hämatologie/Onkologie

Differenzialdiagnosen der Anämien im Kindesalter

Jia Li
,
Annika Bertsch
,
Nils Schönberg
,
Stefan Eber

Anämien sind in der Bevölkerung weit verbreitet. Besonders im Kindes- und Jugendalter ist die Wahrscheinlichkeit hoch, an einer erworbenen Anämie zu erkranken. Die Basisdiagnostik und erweiterte Diagnostik und das Erkennen der unterschiedlichen Anämieformen sind essenziell für die richtige Therapieentscheidung. Insbesondere transfusionsbedürftige Kinder müssen rechtzeitig erkannt werden, um richtig handeln zu können.

Kernaussagen
  • Eine sorgfältige Klassifizierung der Anämien nach Morphologie und Pathophysiologie ist für die Therapieplanung und die prognostische Vorhersage von entscheidender Bedeutung.

  • Akut behandlungsdürftige Patient*innen werden anhand des erniedrigten Hb-Wertes (evtl. Makrohämoglobinurie), der Herzfunktion (Tachykardie, systolischer EF) und schlechter Allgemeinzustand erkannt.

  • Die Indikation zur Bluttransfusion sollte in Abhängigkeit von der Diagnose und der klinischen Symptomatik individuell und zurückhaltend gestellt werden. Auf die jeweiligen Transfusionsgrenzen ist zu achten. Patient*innen mit Makrohämoglobinurie, Fieber und/oder Verschlechterung des Allgemeinzustandes, Tachykardie bei schnell entwickelter Anämie sollten sofort stationär eingewiesen werden.

  • Bei alimentär bedingten Anämien sollte besonders auf die Ernährung geachtet werden: Eine ausgewogene Ernährung beugt einem Mangel vor.

  • Eine schwere Komplikation jeder chronisch hämolytischen Anämie ist die aplastische Krise. Das bei Ringelröteln typische Exanthem fehlt, sodass die plötzliche Blässe und der schlechte Allgemeinzustand sowie Kontakt zu Ringelröteln den wesentlichen Hinweis bringen.

  • Der direkte Coombs-Test kann die antikörperbedingten hämolytischen Anämien (AIHA, Morbus haemolyticus neonatorum) identifizieren.

  • Infolge der Zuwanderung nehmen Sichelzellerkrankungen und Hämoglobinopathien in Deutschland zu. Betroffene Patient*innen sollten in kinderhämatologisch ausgerichteten Zentren und Praxen betreut werden.



Publication History

Article published online:
13 June 2022

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