Z Orthop Unfall 2022; 160(05): 497-506
DOI: 10.1055/a-1394-6502
Original Article/Originalarbeit

Insuffizienzfrakturen vs. niederenergetische Beckenringfrakturen – epidemiologische, diagnostische und therapeutische Charakteristika der Beckenfragilitätsfrakturen

Article in several languages: English | deutsch
Manuel Sterneder
1   Department of Trauma Surgery and Orthopaedics, Reconstructive and Septic Surgery, Sports Traumatology, Armed Forces Hospital Ulm, Germany
,
Patricia Lang
1   Department of Trauma Surgery and Orthopaedics, Reconstructive and Septic Surgery, Sports Traumatology, Armed Forces Hospital Ulm, Germany
,
Hans-Joachim Riesner
1   Department of Trauma Surgery and Orthopaedics, Reconstructive and Septic Surgery, Sports Traumatology, Armed Forces Hospital Ulm, Germany
,
Carsten Hackenbroch
3   Department of Radiology and Neuroradiology, Armed Forces Hospital Ulm, Germany
,
Benedikt Friemert
1   Department of Trauma Surgery and Orthopaedics, Reconstructive and Septic Surgery, Sports Traumatology, Armed Forces Hospital Ulm, Germany
,
2   Department of Trauma and Orthopaedic Surgery, Erlangen University Medical Centre, Erlangen, Germany
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Hintergrund Innerhalb der Fragilitätsfrakturen des Beckens (Fragility Fractures of the Pelvis, FFP) existieren mit der Fraktur nach niedrigenergetischem Trauma und der Insuffizienzfraktur ohne Trauma 2 Frakturentitäten. Unklar ist, ob sich beide Subgruppen bez. Diagnostik und Therapie differenzieren. Ziel dieser retrospektiven Studie war es, die Insuffizienzfrakturen hinsichtlich definierter Parameter zu evaluieren und spezifische Parameter mit den Frakturen nach niedrigenergetischem Trauma zu vergleichen.

Patienten und Methoden Im Zeitraum von 2008 bis 2017 waren an unserer Klinik (überregionales TraumaZentrum DGU, SAV-Zulassung) 203 Patienten mit FFP zu verzeichnen. Davon hatten 25 eine Insuffizienzfraktur und 178 eine Beckenringfraktur nach niedrigenergetischem Trauma. Beleuchtet wurden epidemiologische, diagnostische und therapeutische Parameter.

Ergebnisse Es zeigte sich eine relative Zunahme der Insuffizienzfraktur innerhalb der FFP (2008 – 2009: 5,0% vs. 2015 – 2017: 17,8%). Bei diesen Patienten war tendenziell eine ausgeprägtere Osteoporose im Vergleich zu Patienten nach niedrigenergetischem Trauma (t-Wert: − 3,66 vs. − 3,13) festzustellen. Diagnostisch zeigte sich bei Insuffizienzfrakturen ein vermehrter Einsatz von MRT und DECT (60,9 vs. 26,0%) und ein hoher Anteil an Typ-IV-Frakturen nach FFP (40,0 vs. 7,9%). Therapeutisch wurde häufiger eine operative Versorgung der Insuffizienzfraktur angestrebt (68,2 vs. 52,1%) mit tendenziell vermehrtem Einsatz kombinierter Osteosyntheseverfahren (14,3 vs. 7,6%).

Schlussfolgerung Wir konnten zeigen, dass bei steigenden Fallzahlen die Insuffizienzfraktur innerhalb der FFP an Bedeutung gewinnt. Bei einer tendenziell ausgeprägteren Osteoporose dieser Patienten sollte insbesondere bei der Insuffizienzfraktur das Augenmerk auf die Diagnostik und adäquate Therapie der Osteoporose gelegt werden. Bemerkenswert ist neben der vermehrten Diagnostik mittels MRT und DECT zum Ödemnachweis und der vermehrten operativen Therapie bei dieser Frakturentität aber auch, dass die Insuffizienzfraktur höhere Frakturschweregrade nach FFP hervorrufen kann.



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Article published online:
19 April 2021

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