Kardiologie up2date 2022; 18(01): 65-86
DOI: 10.1055/a-1402-5103
Thrombozyten und Gerinnungssystem

COVID-19 und Thrombosen

Stavros Konstantinides
,
Anna Mavromanoli
,
Lukas Hobohm

COVID-19 wird durch SARS-CoV-2, einen hoch ansteckenden Krankheitserreger, verursacht. Dieser Artikel fokussiert primär auf die Prophylaxe, Diagnose, Akutbehandlung und Nachsorge von Patienten mit Venenthrombosen und Lungenembolien im Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion. Für die spezialisierte Diagnostik und Behandlung von Patienten (mit oder ohne COVID-19), die arterielle Thrombosen oder Thrombosen in atypischer Lokalisation entwickeln, wird auf fachspezifische Übersichtsarbeiten verwiesen.

Kernaussagen
  • Im Rahmen von COVID-19 sollte eine D-Dimer-Erhöhung zu engmaschigem Monitoring führen, stellt aber von alleine, ohne entsprechende klinische Symptomatik, keine Indikation zur Thrombosediagnostik oder therapeutischen Antikoagulation dar.

  • Es ist keine Thromboseprophylaxe in der Allgemeinbevölkerung während COVID-19-Pandemie-Wellen und keine Routine-Prophylaxe bei beschwerdearmen, ambulant behandelten, mit SARS-CoV-2 infizierten Personen indiziert.

  • Es sollte keine Routine-Lungenemboliediagnostik mittels Bildgebung bei respiratorischer oder hämodynamischer Verschlechterung erfolgen, wenn diese mit hoher Wahrscheinlichkeit pneumonie- oder sepsisbedingt ist.

  • Eine interdisziplinäre Akutbehandlung instabiler Patienten mit Lungenembolie dient der Auswahl der optimalen Reperfusionsoption unter Berücksichtigung der pandemiebedingten Auslastung der Kapazitäten vor Ort.

  • Die empfohlenen Antikoagulanzien sind für Patienten mit COVID-19-assoziierten Thrombosen die gleichen wie für jene ohne SARS-CoV-2-Infektion. Der Verzicht auf Vitamin-K-Antagonisten ist in Pandemiezeiten hervorzuheben.

  • Eine akute oder abgelaufene SARS-CoV-2-Infektion stellt von alleine keine Indikation zur Diagnostik eines Antiphospholipidsyndroms dar.

  • Eine im Rahmen einer SARS-CoV-2-Infektion aufgetretene Lungenembolie kann ein prädisponierender Faktor für eine chronisch-thromboembolische pulmonale Hypertension sein. Verlaufsbeobachtungen und ein Nachsorgeplan werden empfohlen.

  • Von einer Routine-Thromboseprophylaxe mittels Antikoagulation vor oder nach SARS-CoV-2-Impfung in der Bevölkerung wird abgeraten. Die Behandlung einer vakzininduzierten Thrombose soll nach Rücksprache mit einer Gerinnungsexpertin/einem Gerinnungsexperten erfolgen.



Publication History

Article published online:
28 March 2022

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