Heilpflanzen 2021; 01(02): 68-69
DOI: 10.1055/a-1496-9819
Kurz & bündig

Kurz & bündig

Neue Studie zur Sicherheit von Rotklee-Isoflavonen bei Brustkrebs

Weibliche Geschlechtshormone wie die Östrogene können das Tumorwachstum von zwei Dritteln aller Brustkrebserkrankungen bei Frauen fördern. Eine Antihormontherapie mit sogenannten GnRH-Analoga, Aromatasehemmern oder Antiöstrogenen unterbindet den wachstumsfördernden Effekt der Hormone. Sie schmälert dadurch jedoch auch die vielen regulierenden Aufgaben der Östrogene, was zu belastenden Wechseljahresbeschwerden wie Gewichtszunahme, Hitzewallungen und Schweißausbrüchen führen kann. Diese sind ein Grund dafür, dass viele Frauen die wirksame Antihormontherapie abbrechen.

Isoflavone aus dem Rotklee (Trifolium pratense) könnten die Akzeptanz der Antihormontherapie erhöhen. Denn sie binden an Östrogenrezeptoren und können somit die durch einen Mangel an Östrogenen bedingten Beschwerden lindern (s. S. 22). Die Sorge, dass sie auch die Entstehung oder das Wachstum von Brustkrebs fördern könnten, scheinen jüngere Untersuchungen schrittweise zu entkräften. Rotklee-Isoflavone binden wie auch andere pflanzliche Isoflavone vorwiegend an Östrogen-Rezeptoren-β und nicht an Östrogen-Rezeptoren-α, die unter anderem in Geweben wie der Brust oder dem Uterus zu finden sind und aus denen hormonsensitive Krebsarten entstehen.

Bei einer 2020 veröffentlichten Doppelblindstudie des nationalen Krebsinstitutes in Mailand (Istituto Nazionale dei Tumori) erhielten 81 Frauen mit Östrogenrezeptor-positivem Brustkrebs neben der Antihormontherapie mit dem Antiöstrogen Tamoxifen und GnRH-Analoga auch Empfehlungen für viel Bewegung und mediterrane Kost. 42 Teilnehmerinnen nahmen zusätzlich täglich 80 mg Rotklee-Isoflavone über 2 Jahre ein und konnten davon profitieren: Sie litten deutlich weniger unter Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen und Gewichtszunahme als die Frauen, die statt Isoflavone ein Placebo erhielten.

Unter der Isoflavon-Therapie reduzierte sich der Bauchumfang vieler Frauen – dies ist für die Prognose von Brustkrebs von Bedeutung, da das Fettgewebe krebsfördernde Östrogene bildet.

Die Forschungsgruppe erhob zudem Daten zur Sicherheit der Isoflavone wie Brustdichte, Dicke der Gebärmutterschleimhaut, Genaktivität, Wachstum von Krebszellen und subjektives Empfinden. Das Ergebnis: Rotklee-Isoflavone hatten keine negativen Auswirkungen auf die Brustkrebserkrankung, deren Therapie und das Wohlbefinden der Teilnehmerinnen [1].

Fazit: Eine höhere Akzeptanz der Antihormontherapie ist wünschenswert, schließlich ist sie ein wichtiger Baustein der Krebstherapie bei hormonabhängigem Tumorwachstum. Isoflavone aus Rotklee könnten zu einer besseren Akzeptanz beitragen.

Über ihre Sicherheit wird noch diskutiert, die Mehrzahl der Übersichtsarbeiten kommt zum Schluss, dass die Zufuhr von isoflavonhaltigen Nahrungs- und Arzneipflanzen weder die Entstehung noch das Wachstum von Brustkrebs fördert [2][3].

Aufgrund der noch unsicheren Datenlage ist dennoch Vorsicht geboten: Frauen mit Brustkrebs sollten phytoöstrogenhaltige Nahrungs- und Heilpflanzen wie Soja, Rotklee oder Hopfen nur nach ärztlicher Rücksprache einnehmen. Eine mögliche Alternative sind Präparate mit Trauben-Silberkerze (Cimicifuga racemosa), sie helfen bei Wechseljahresbeschwerden, ohne auf den Östrogenhaushalt zu wirken. Auch deren Anwendung sollte jedoch nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen.

Anne Wanitschek, Berlin

Quellen: [1] Ferraris C, Ballestra B, Listorti C et al. Red clover and lifestyle changes to contrast menopausal symptoms in premenopausal patients with hormone-sensitive breast cancer receiving tamoxifen. Breast [2] Cancer Res Treat 2020; 180(1): 157–165

Ziaei S, Halaby R. Dietary isoflavones and breast cancer risk. Medicines (Basel) 2017; 4(2): 18

[3] Morimoto Y, Maskarinec G, Park S-Y et al. Dietary isoflavone intake is not statistically significantly associated with breast cancer risk in the multiethnic cohort. Br J Nutr 2014; 112: 976–983

Zoom Image
Rotklee. © monropic/stock.adobe.com


Publication History

Article published online:
22 September 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany