Aktuelle Urol 2021; 52(05): 428-429
DOI: 10.1055/a-1533-7750
Referiert und kommentiert

Neoadjuvante Therapieschemen kombiniert mit adjuvanter Therapie bei muskelinvasivem Blasenkrebs vor bzw. nach radikaler Zystektomie

Eine randomisierte Phase-3-Studie einer neoadjuvanten Chemotherapie als Monotherapie vs. neoadjuvante Chemotherapie plus Nivolumab oder Nivolumab und BMS-986205, gefolgt von einer fortgesetzten postoperativen Therapie mit Nivolumab oder Nivolumab und BMS-986205 bei Teilnehmern mit muskelinvasivem Blasenkrebs (CheckMate-078) – AB 72/19 der AUO
H. Rexer
1   AUO Geschäftsstelle, Seestr. 11, 17252 Schwarz
,
M-O. Grimm Prof. Dr.
2   Leiter der klinischen Prüfung (LKP), Universitätsklinikum Jena, Klinik und Poliklinik für Urologie, Am Klinikum 1, 07747 Jena
,
M. Retz Prof. Dr.
3   Organgruppensprecherin der Arbeitsgemeinschaft Urologische Onkologie in der Deutschen Krebsgesellschaft e. V., Kuno-Fischer-Str. 8, 14057 Berlin
› Author Affiliations

Die Cisplatin-basierte neoadjuvante oder adjuvante Kombinationschemotherapie stellt derzeit die Standardtherapie für cisplatin-fähige Patienten mit muskelinvasivem Urothelkarzinom der Blase dar und kann die progressionsfreie Überlebenszeit und das Gesamtüberleben verlängern. Eine neoadjuvante Therapie kommt für Patienten mit mind. muskelinvasivem Tumor ohne Lymphknoten- oder Fernmetastasen (cT2–4a cN0 cM0) in Betracht.

Die vorliegende Studie soll prüfen, ob im Vergleich zu der alleinigen neoadjuvanten Chemotherapie mit Cisplatin-Gemcitabin die Kombination bestehend aus neoadjuvanter Chemotherapie mit perioperativer Gabe von Nivolumab oder neoadjuvante Chemotherapie mit perioperativer Gabe von Nivolumab plus BMS-986205 (IDO-Inhibitor) die Rate an kompletten pathologischen Remissionen erhöht und damit die rezidivfreie Überlebenszeit bei cisplatin-fähigen Patienten verlängert werden kann.

Dazu erhalten die Patienten in der 3-armigen Studie folgende Therapien nach einer 1:1:1-Randomisierung:

In Arm A wird neoadjuvant die Chemotherapie Gemcitabin/Cisplatin alle 3 Wochen mit 4 Zyklen verabreicht mit anschließender Nachbeobachtung nach Zystektomie.

In Arm B wird neoadjuvant die Chemotherapie Gemcitabin/Cisplatin alle 3 Wochen mit 4 Zyklen als Standard verabreicht, zusätzlich kombiniert mit Nivolumab 360 mg i. v. alle 3 Wochen mit 4 Zyklen und Placebo oral einmal täglich. Nach der radikalen Zystektomie wird die adjuvante Behandlung mit Nivolumab 480 mg i. v. alle 4 Wochen und Placebo oral einmal täglich über 9 Zyklen fortgeführt.

In Arm C wird neoadjuvant die Chemotherapie Gemcitabin/Cisplatin alle 3 Wochen mit 4 Zyklen als Standard verabreicht, zusätzlich kombiniert mit Nivolumab 360 mg i. v. alle 3 Wochen mit 4 Zyklen und BMS-986205 100 mg oral einmal täglich. Nach der radikalen Zystektomie wird die adjuvante Behandlung mit Nivolumab 480 mg i. v. alle 4 Wochen und BMS-986205 100 mg oral einmal täglich über 9 Zyklen fortgeführt.

Primäres Ziel der Studie ist die Rate kompletter pathologischer Remissionen (pCR-Rate) und der Vergleich des ereignisfreien Überlebens (EFS). Sekundäre Studienziele sind das Gesamtüberleben (OS) sowie Sicherheit und Verträglichkeit von Nivolumab bzw. Nivolumab/BMS-986205 in Kombination mit der Gemcitabin/Cisplatin-Chemotherapie.

In der internationalen Studie sollen ca. 1200 Patienten eingeschlossen werden, davon ca. 119 Patienten in 14 deutschen Zentren. Kontaktdaten für Patientenzuweisungen finden sich in [Tab. 1]. In [Tab. 2] sind die wichtigsten Ein- und Ausschlusskriterien gelistet. [Abb. 1] zeigt den bisherigen Rekrutierungsverlauf in den deutschen Zentren.

Tab. 1

Teilnehmende Zentren für Patientenzuweisungen

Ort

Kontaktdaten

Aachen

Dr. Julius van Essen, Tel.: 0241/80-89 375, tlaeufer@ukaachen.de

Erfurt

Prof. Dr. med. Thomas Steiner, Tel.: 0361/781-22 01, Thomas.steiner@helios-kliniken.de

Essen

Prof. Dr. Susanne Krege, Tel.: 0201/174–29 036, s.krege@kliniken-essen-mitte.de

Frankfurt

Dr. Severine Banek, Tel.: 069/6301-​80072, Severine.Banek@kgu.de

Göttingen

Dr. Arne Strauß, Tel. 0551/39-61 13, astrauss@med.uni-goettingen.de

Heidelberg

PD Dr. Gencay Hatiboglu, Tel.: 06221/56-36 510, Gencay.Hatiboglu@med.uni-heidelberg.de

Herne

Dr. med. Florian Roghmann, Tel.: 02323/49 92 301, florian.roghmann@marienhospital-herne.de

Jena

Prof. Dr. Marc-Oliver Grimm, Tel.: 03641/93-52 06, marc-oliver.grimm@med.uni-jena.de

Lübeck

PD Dr. Mario Kramer, Tel.: 0451/500-43 601, Mario.Kramer@uksh.de

Magdeburg

Prof. Dr. med. Martin Schostak, Tel.: 0391/67-15 036, martin.schostak@med.ovgu.de

Mainz

Dr. Igor Tsaur, Tel. 06131/17-71 83, igor.tsaur@unimedizin-mainz.de

München

Prof. Dr. Margitta Retz, Tel.: 089/41 40-55 34, margitta.retz@lrz.tu-muenchen.de

Nürnberg

Dr. Clemens Hüttenbrink, Tel. 0911/398-23 72, clemens.huettenbrink@klinikum-nuernberg.de

Trier

PD Dr. Andreas Neisius, Tel.: 0651/208-26 81, urologie@bk-trier.de

Tab. 2

Ein- und Ausschlusskriterien der Studie (Auswahl)

Einschlusskriterien

Ausschlusskriterien

  1. Muskelinvasives Urothelkarzinom Stadium T2-T4a high grade in TUR-B nachgewiesen

  2. cN0 (< 10 mm) cM0 in CT/MRT nachgewiesen

  3. Indikation und Eignung für radikale Zystektomie

  4. Indikation und Eignung für cisplatinhaltige Kombinationschemotherapie

  5. Eignung für Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren und IDO-Inhibitoren

  6. Vorherige intravesikale Behandlung ist zulässig, wenn mindestens 6 Wochen vor Studienbehandlung beendet

  7. ECOG 0–1

  8. Lebenserwartung ≥ 6 Monate

  9. Dokumentation des PD-L1-Status durch Zentrallabor in Screeningphase anhand der TUR-B-Proben oder Biopsat.

  1. Nachweis von positiven Lymphknoten (≥ 10 mm kurze Achse) oder von Metastasierung

  2. Vorherige systemische Therapie, Radiatio oder Operation des Blasenkrebses, ausgenommen TUR-B und Biopsie

  3. Fehlende Eignung für Cisplatin-haltige Therapie (periphere Neutropathie ≥ Grad 2, audiometrisch feststellbarer Hörverlust oder Kreatinin-Clearance < 50 ml/min)

  4. Aktive, bekannte oder vermutete Autoimmunerkrankung mit Ausnahmen von Diabetes mellitus, Hypothyreose, Hyperthyreose

  5. Patienten mit persönlicher oder familiärer Anamnese bzw. Nachweis eines Cytochrom-b5-Reduktase-Mangels

  6. Patienten mit Anamnese eines G6PD-Mangels oder anderen kongenitalen oder autoimmunen hämolytischen Erkrankungen

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Abb. 1 Bisheriger Rekrutierungsverlauf.

Leiter der klinischen Studie (LKP) ist Prof. Dr. Marc-Oliver Grimm; seine Aufgaben liegen in der medizinischen Durchführung der Studie, der Abwägung von Nutzen-Risiko der Studie, Umsetzung des Prüfplans in ärztlichen Belangen in Deutschland. Er ist Ansprechpartner für Ethikkommission und Behörden in Deutschland und mit zuständig für die abschließende ärztliche Bewertung der Ergebnisse. Sponsor der Studie ist die Bristol-Myers-Squibb GmbH & Co. KGaA, München. Die Studie ist unter der Nummer NCT03661320 bei clinicaltrials.gov registriert.



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Article published online:
24 August 2021

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