Zusammenfassung
In einer Studie, in der eine Migränepatientin täglich mit funktioneller Magnetresonanztomografie
(fMRT) untersucht wurde, zeigte sich, dass Areale im Gehirn (unter anderem Hirnstamm
und Hypothalamus) vor, während und nach einer Migräneattacke anders reagieren. In
Anlehnung an diese Erkenntnisse untersucht diese Einzelfallstudie die Abhängigkeit
des Migränezyklus auf die funktionellen muskuloskelettalen Veränderungen der Halswirbelsäule.
Eine Probandin mit Migräne wurde 38 Tage lang jeden Abend für ca. 10 Minuten nach
einer standardisierten Vorgehensweise untersucht. Ihre Wirbelsäule wurde hochzervikal
auf Beweglichkeit geprüft und lokaler sowie ausstrahlender Schmerz notiert. Zusätzlich
wurden Druckschmerzschwellen mittels Algometer an vorab festgelegten Punkten bestimmt.
Die Untersuchungen der Beweglichkeit zeigten ein unterschiedliches Verhalten in den
einzelnen Phasen des Migränezyklus. 28 % der Messungen, die in der interiktalen (=
kopfschmerzfreien) Phase durchgeführt wurden, wurden als hypomobil bewertet. Im Vergleich
dazu waren es pre-iktal (= 48 Std vor der Attacke) 6 % und iktal (= während der Attacke)
10 % mehr hypomobile Messungen als interiktal. In der post-iktalen Phase (= 24 Stunden
nach dem Ende der Kopfschmerzen) kam es nur bei 18 % der Messungen zu einer auftretenden
Einschränkung der Beweglichkeit. Die Reproduktion von Schmerzen verhielt sich in einem
vergleichbaren Muster wie die Beweglichkeit, wohingegen die Druckschmerzschwellen
zur Einschätzung einer allgemein erhöhten Sensitivität dieses Muster nicht zeigten.
Aufgrund der niedrigen Anzahl an sicher bestätigten Migräneattacken (1/7 Kopfschmerztage),
lässt sich kein eindeutiges Fazit ziehen. Jedoch scheinen sich Beweglichkeit, Reproduktion
von Schmerz bei manueller Palpation und Druckschmerzschwelle während des Migräne-/Kopfschmerzzyklus
unterschiedlich zu verhalten.
Abstract
A study in which a migraine patient was examined daily with functional magnetic resonance
imaging (fMRI) showed that areas in the brain (including the brainstem and hypothalamus)
react differently before, during, and after a migraine attack. Based on these findings,
this single-case study examines the dependence of the migraine cycle on functional
musculoskeletal changes in the cervical spine.
For a period of 38 days, a female subject with migraine was examined for approximately
10 minutes each evening, using a standardized procedure. The mobility of her high
cervical spine was checked and local as well as radiating pain was recorded. In addition,
pressure pain thresholds were determined via algometer in pre-defined spots.
The mobility checks yielded different behavioral patterns during the individual phases
of the migraine cycle. 28 % of measurements conducted during the interictal (= headache-free)
phase were considered hypomobile. By comparison, measurements consistent with hypomobility
increased by 6 % during the pre-ictal (= 48 hours before the onset of the attack)
and by 10 % during the ictal (= during the attack) phase. During the post-ictal phase
(= 24 hours after the cessation of the headaches), only 18 % of measurements were
consistent with limited mobility. Pain reproduction showed a pattern similar to mobility,
whereas pressure pain thresholds – measured to assess general increased sensitivity
– did not follow that pattern.
Owing to the low number of migraine attacks confirmed with certainty (1/7 headache
days), no clear conclusion can be drawn. However, it appears as if mobility, pain
reproduction during manual palpation and pressure pain thresholds behave differently
in the various phases of the migraine/headache cycle.
Schlüsselwörter Fallstudie - Migräne - Manuelle Untersuchung - Druckschmerzschwellen
Key words case study - migraine - manual examination - pressure pain thresholds