Heilpflanzen 2021; 01(02): 82-85
DOI: 10.1055/a-1549-8494
Tipps

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Susanne Koch

PRAXISTIPP – Waschen mit Kastanien

Wer im Herbst bei Regenwetter unter einer Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) durchfährt, kann etwas Erstaunliches beobachten: Die Straße sieht aus, als ob jemand Seife ins Regenwasser gekippt hätte: es schäumt. Das liegt an den Saponinen, die zu etwa 5 % in Kastanien enthalten sind. Das Wort Saponine leitet sich vom lateinischen Begriff „sapo“ für Seife ab. Und tatsächlich kann man Saponine auch zum Wäschewaschen nutzen. Genau wie die Tenside in herkömmlichen Waschmitteln setzen sie die Grenzflächenspannung zwischen verschmutzter Oberfläche und dem Seifenwasser herab, sodass dieses besser in die Fasern der Wäsche eindringen kann. Moleküle aus hydrophilen und hydrophoben Bestandteilen lagern sich zusammen und schließen die Schmutzpartikel ein, die dann durch die Bewegung in der Waschmaschine aus der Wäsche herausgelöst werden. Waschmittel aus Kastanien kostet nichts, es erfordert keine langen Transportwege oder (energie-)aufwendige Herstellungsprozesse, es ist frei von Duftstoffen und anderen Allergenen. Und: Es wäscht normal verschmutzte Wäsche genauso gut, wie jedes käufliche Waschmittel, wenn man einige einfache Regeln beachtet.

So geht’s: Zuerst die gesammelten Kastanien von grobem Schmutz reinigen und mit der Schale zerkleinern. Um weiße Wäsche vor dem Ergrauen zu schützen, kann man die Kastanien zuvor auch schälen. Zum Zerkleinern eignet sich ein Messer, ein sehr leistungsstarker Mixer, ein Fleischwolf oder Hammer. Insgesamt kann dieser Prozess recht mühselig und anstrengend sein. Je frischer die Kastanien sind, desto leichter geht es und je feiner die Krümel sind, desto mehr Saponine lösen sich.

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Früchte der Rosskastanie. © grzej_fot/stock.adobe.com

Für einen Waschgang werden Krümel von etwa 6–8 Kastanien benötigt. Diese mit ca. 300 ml warmem Wasser übergießen und mindestens 6 Stunden ziehen lassen. Dann abseihen, die Flüssigkeit in die Waschmaschine geben und den Hauptwaschgang starten. Es gilt: je höher die Temperatur, desto besser das Waschergebnis.

Wichtig zu wissen:

Die Saponinlauge ist bis zu 3 Tage lang verwendbar. Danach zersetzt sie sich und fängt an, zu schimmeln.

Flecken müssen beim Waschen mit Saponinlauge immer vorbehandelt werden, am besten direkt nachdem sie entstanden sind. Dafür eignet sich zum Beispiel Gallseife.

Weiße Wäsche bekommt beim Waschen mit Kastanien nach und nach einen Grauschleier. Das Schälen der Kastanien verzögert diesen Prozess nur unwesentlich. Wer Wert auf weiße Wäsche legt, muss mit optischen Aufhellern oder Waschsoda nachhelfen. Pro Waschgang wird etwa 1 Esslöffel voll Soda verwendet, bzw. nach Herstellerangaben entsprechend dem Härtegrad des Wassers.

In Gegenden mit hartem Wasser besteht die Gefahr, dass die Waschmaschine verkalkt. Wer keinen herkömmlichen Wasserenthärter verwenden möchte, kann auf Essig oder Zitronensäure zurückgreifen. Hier sollte auf das Verhältnis zwischen Härte- und Säuregehalt geachtet werden, um die Gummidichtungen der Maschine zu schonen. Für duftende Wäsche pro Waschgang je nach Härtegrad des Wassers ca. 50–100 ml Essig ins Weichspülfach füllen und 2–3 Tropfen ätherisches Öl (beispielsweise Lavendel) zugeben.

TIPP: Wer sich einen Vorrat an zerkleinerten Kastanien anlegen möchte, sollte darauf achten, die Krümel gründlich zu trocknen. Am besten in Papiertüten oder in einem Karton aufbewahren, sonst entsteht leicht Schimmel.



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Article published online:
22 September 2021

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