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DOI: 10.1055/a-1558-5152
Einmal in Japan Gyoza zubereiten
10 Fragen an Nils Andersen1. Was hat Dich in die Endoskopie geführt?
Während meiner Ausbildung zum OTA war die Endoskopie ein Teil meiner Ausbildung. Während meines Einsatzes lernte ich das vorherrschende Klima aus Teamwork und wertschätzendem Umgang zwischen Pflegenden und dem ärztlichen Personal schätzen. Das Fach versprach auch in Zukunft durch das hohe Innovationspotenzial nie langweilig zu werden. Außerdem suchte der damalige Chef jemanden, der sich mit Audio- und Videoverkabelungen auskennt, was ich ihm als passionierter Videospieler anbieten konnte.
2. Wer oder was hat Dich in Deiner Berufslaufbahn am meisten beeinflusst?
In meiner beruflichen Laufbahn gab es viele Situationen und Menschen, die mich beeinflusst haben. Als Erste möchte ich meine Ausbilderin Eva-Anna Wirth nennen, die mich als Nachrücker in die OTA-Ausbildung aufgenommen hat und mir auch nach der Ausbildung immer mit Rat und Tat zur Seite stand. Die ersten Wegbegleiter der Endoskopie waren Prof. Dr. med. Nib Soehendra und sein Team, die mit ihrer Begeisterung für die Endoskopie und ihrem wertschätzenden Umgang untereinander meinen Wunsch festigten, ein Teil der rasanten Entwicklung in der Endoskopie zu sein. Mein derzeitiger Chef, Prof. Dr. med. Thomas Rösch und sein Team beeinflussen meine Berufslaufbahn aktuell am meisten, da sie mich jeden Tag neu fordern und fördern und mir so anspruchsvollere Aufgaben mit Gestaltungsspielräumen geben, in denen ich mich mit Kreativität und Kompetenz einbringen kann. Wertvolle Unterstützung bekam ich während meiner gesamten Berufslaufbahn von meiner Frau, die mir jederzeit tatkräftig zur Seite steht, mir den Rücken freihält und jede Entscheidung von mir unterstützt.
3. Wie beginnst Du Deinen Arbeitstag und wie beendest Du ihn?
Es ist eine Eigenart von mir, schon recht zeitig am Arbeitsplatz zu sein; daher habe ich bis zum Dienstbeginn meistens etwas Zeit, in der ich nach dem Umziehen Radio höre, das von meiner Frau vorbereitete Frühstück genieße, Kaffee trinke und u. a. E-Mails beantworte. Anschließend gehe ich meine To-Do-Liste für den Tag durch und gehe ca. 15 Minuten vor Dienstbeginn in die Abteilung, um die Tagespläne durchzusehen und mit den Kollegen zu „schnacken“.Nach Dienstende rüste ich meine Kaffeemaschine ab, bereite meine To-Do-Liste für den nächsten Tag vor, ziehe mich um und düse nach Hause.
4. Was kann Dich auf der Arbeit richtig auf die Palme bringen?
Selbstgemachte Hilflosigkeit. Wenn es zu Situationen kommt, in denen lieber nach einem Kollegen gerufen wird, anstatt sich selbst mit dem Problem bzw. dessen Lösung auseinanderzusetzen und dann aus Desinteresse oder Gleichgültigkeit der Lösungsweg nicht mitverfolgt wird und es später wieder zu derselben Situation kommt. Kurz: Wenn keine Hilfs- oder Fortbildungsangebote angenommen werden.
5. Welches Gerät müsste man einmal erfinden?
Da der Trend sich immer weiter zum Einmalmaterial entwickelt, wäre ich froh, wenn die Geräte und Instrumente aus 100 % recyclebarem oder kompostierbarem Einwegmaterial entwickelt werden würden, damit die Müllberge nicht noch weiter anwachsen. Ansonsten wäre ich für den Universalübersetzer aus der Serie „Star Trek“ sehr dankbar.
6. Mit wem würdest Du gerne einen Tag den Arbeitsplatz tauschen?
Es gibt einen kleinen familienbetriebenen Imbiss für Gyoza (gefüllte Teigtaschen) in der Stadt Nikko in den Bergen Japans. Der Vater der Familie steht den ganzen Tag in der Küche und zaubert für die maximal 10 Gäste, die in sein Lokal passen, in Windeseile die schmackhaftesten Gerichte und hat trotzdem noch die Zeit für eine Empfehlung oder einen Plausch mit seinen Gästen. Dort würde ich gerne einen Tag arbeiten, um einen anderen Blickwinkel zu gewinnen, die Kunst der Gyozazubereitung zu erlernen. Ich denke, da der Inhaber schon immer mal nach Deutschland kommen wollte und mit seiner organisierten und gelassenen Art auch in unserer Endoskopieabteilung gut aufgehoben wäre, wäre es kein schlechter Tausch für beide Seiten.
7. Was war der mutigste Moment in Deinem Leben?
Der mutigste Moment in meinem Leben … als ich mich für das Duale Studium zum Physician Assistant eingeschrieben habe! Es waren einige Ängste dabei, sich aus einem gefestigten Arbeitsumfeld mit klaren Strukturen und Tätigkeitsfeldern auf etwas Neues einzulassen. Zumal das Berufsbild in der Endoskopie noch einiges an Pionierarbeit vor sich hat. Dazu kamen die Zweifel, mit Mitte 30 einem Studium und einer Vollzeitstelle „nebenher“, der Belastung und dem Arbeitspensum gerecht zu werden. Hier kann ich nur wieder meiner Frau danken, die mir in dieser Zeit sehr geholfen hat und mich jederzeit unterstützt hat.
8. Mit welcher Person der Weltgeschichte würdest Du gerne einen Kaffee trinken?
Dies ist eine schwierige Frage. Ich glaube, ich würde gerne mit dem Schriftsteller Lafcadio Hearn einen Kaffee in seinem Haus in Matsue trinken wollen. Im 19. Jahrhundert migrierte Hearn nach Japan und schenkte dem Westen einige der ersten Beschreibungen Japans vor der Meiji-Ära, also vor der Industrialisierung. Auf einer meiner Reisen hatte ich schon das Glück, seine Ur-Ur-Enkelin in seinem Haus kennenzulernen.
9. Welche Gabe würdest Du gerne besitzen?
Ich würde gerne zeichnen können. Dann könnte ich Situationen, Befunde oder Techniken leichter verständlich machen.
10. Welchen Wunsch möchtest Du Dir in Zukunft erfüllen?
Ich möchte gerne bis zu meinem Renteneintritt weiter Zeuge der rasanten Entwicklung in der Endoskopie sein, dabei gesund und heiter bleiben und in der Rente mit meiner Frau noch ein langes und zufriedenes Leben führen.
Die Fragen stellte Ute Pfeifer.
Nils Andersen hat nach seiner Ausbildung (2003–2005) zum Operationstechnischen Assistenten (OTA) die Fachweiterbildung Endoskopie (2013–2015) abgeschlossen. 2018–2021 absolvierte er ein Studium am Steinbeis Transfer-Institut Medicine and Allied Health, c/o Deutsches Herzzentrum Berlin mit dem Abschluss Bachelor of Science „Physician Assistant“. Derzeit arbeitet er als Endoskopiefachassistent in der Klinik und Poliklinik für Interdisziplinäre Endoskopie im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
15. Oktober 2021
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