Endo-Praxis 2022; 38(01): 12-13
DOI: 10.1055/a-1644-0585
10 Fragen an …

Vom Endoskop aufs Rad und dann ab ins Konzert

10 Fragen an Christian Bojarski
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1. Was hat Sie in die Endoskopie geführt?

Die Routine-Rotation der Abteilung hat mich 2003 im Rahmen der Facharztausbildung erstmals in die Endoskopie geführt. Ich verdanke es vielen Zufällen, dass ich bis heute in der Endoskopie tätig sein darf und diesen Bereich in unserer Klinik weiterentwickeln und klinisch und wissenschaftlich voranbringen konnte..

2. Wer oder was hat Sie in Ihrer Berufslaufbahn am meisten beeinflusst?

Neben meinen drei Klinikchefs (Professoren Riecken, Zeitz und Siegmund) waren dies zunächst einmal die Forscher Prof. Fromm, Prof. Schulzke und Prof. Huber. Von letzteren habe ich das Handwerkszeug für solide Grundlagenforschung erlernt. Nach der Entscheidung, künftig mehr klinische Forschung zu machen, haben mich vor allem berühmte endoskopisch-interventionell tätige Gastroenterologen wie Prof. Faiss, Prof. Kiesslich, Prof. Grund, Prof. Jakobs, Prof. Dormann und Prof. Frimberger begleitet. Mit all diesen Kollegen verbinde ich viele inspirierende Gespräche und belebende Diskussionen zu zahlreichen klinisch-wissenschaftlichen Fragestellungen.

3. Wie beginnen Sie Ihren Arbeitstag … und wie beenden Sie ihn?

Ich beginne jeden Tag mit dem „Tagesanbruch“ von T-Online-Chefredakteur Florian Harms und seinem redaktionellen Team. Der Tagesanbruch zeigt mir, was außerhalb der Medizin noch wichtig ist und belebt jeden Morgen. Dazu gehören unbedingt auch zwei gute Tassen Kaffee. Ich beende jeden Tag mit einem Blick auf meine Wetter-App, denn als Radfahrer interessiert mich, wie das Wetter am nächsten Tag wird.

4. Was kann Sie bei der Arbeit so richtig auf die Palme bringen?

Mich bringt eigentlich wenig auf die Palme. Wenn jemand jedoch wirklich unsinnige Vorgaben macht oder mit veralteten aber noch gültigen Verfahrensanweisungen, Regelwerken oder DIN-Normen kommt, dann spüre ich eine gewisse Unruhe in meinem Gemüt. Ich gebe gerne eines von vielen Beispielen: Für die Mitarbeiter unserer Endoskopie durfte ich einen hochqualitativen Kaffeevollautomaten beinahe deswegen nicht anschaffen, weil es arbeitsschutzrechtlich große Bedenken gab aufgrund eines fehlenden TÜV-Zertifikates für dieses Gerät. Das brachte mich tatsächlich auf die Palme und – wiederum einem glücklichen Zufall zu verdanken – inzwischen konnten wir die Maschine dann doch in Betrieb nehmen und sie erfreut sich seitdem größter Beliebtheit bei allen Mitarbeitern der Klinik!

5. Welches Gerät müsste man einmal erfinden?

Ein Endoskop mit schwenkbarer Optik und integriertem EUS-Scanner wäre ein Gewinn. So könnte man eine ÖGD und EUS und gleichzeitig auch eine ERCP mit einem einzigen Gerät machen. Mir wurde diese Frage vor 15 Jahren von einem berühmten holländischen Gastroenterologen (Prof. Fockens) schon einmal gestellt, damals wollte ich in diesem Wunschgerät zusätzlich noch ein integriertes Mikroskop haben. Ich denke darauf könnte man heute verzichten. Das Mikroskop im Endoskop darf es durchaus auch als Einzelgerät geben.

6. Mit wem würden Sie gerne einen Tag den Arbeitsplatz tauschen?

Neben der Medizin und dem Radsport interessiert mich die Musik. Ohne Musik würde mir etwas fehlen. Ich würde gerne einen Tag tauschen wollen mit dem Chefdirigenten eines großen philharmonischen Orchesters. Das kann sehr gerne auch die Berliner Philharmonie sein, bei der ich seit vielen Jahren Abonnent bin. Dann würde ich gerne die dritte Symphonie („Eroica“) von Ludwig van Beethoven dirigieren. Dafür bräuchte ich keine Partitur! Claudio Abbado und Sir Simon Rattle haben mich in ihrem Schaffen sehr beeindruckt, Kirill Petrenko habe ich live noch nicht erlebt. Mit mehreren weiteren deutschen Musikern würde ich gerne weitere Tage tauschen wollen, beispielsweise mit Helmut Krumminga, Bertram Engel, Christopher von Deylen.

7. Was war der mutigste Moment in Ihrem Leben?

Es gab viele mutige Momente … irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass der mutigste Moment noch kommt.

8. Mit welcher Person der Weltgeschichte würden Sie gerne einen Kaffee trinken?

Mit Nelson Mandela hätte glaube ich jeder Mensch gerne einen Kaffee getrunken. Leider lebt er nicht mehr. Eine lebende Person der Filmmusik-Weltgeschichte ist zweifelsohne John Williams. Mit 89 Jahren hat er vor Kurzem das erste Mal Berlin besucht und ist als Dirigent aufgetreten. Seine Kompositionen kennt jeder der einmal im Kino war, mich hat sein Lebenswerk immer fasziniert und sein aktueller Auftritt und seine Energie in diesem hohen Alter haben mich tief beeindruckt. Mit ihm hätte ich danach sehr gerne einen Kaffee getrunken.

9. Welche Gabe würden Sie gerne besitzen?

Ich finde das Thema Digitalisierung wahnsinnig spannend. Ich wüsste sehr gerne, wie weit wir in 20 oder 50 Jahren damit kommen und welche Bereiche unseres Lebens durch Digitalisierung noch beeinflusst werden. Ich hoffe beispielsweise, dass ich es selbst nicht mehr erleben muss, dass mich ein Pflegeroboter versorgt, falls ich pflegebedürftig werde. In Teilen von China ist dies allerdings heute schon Realität. Der Schutz unserer privaten Daten ist in unserer Zeit extrem wichtig, der Datenschutz darf die Digitalisierung aber nicht ausbremsen. Hierin liegen eine unglaubliche Aufgabe und auch Verantwortung.

10. Welchen Wunsch möchten Sie sich in Zukunft erfüllen?

Ich möchte mir noch viele Wünsche erfüllen. So würde ich gerne 10-mal beim Ötztaler Radmarathon im Ziel ankommen, 3-mal hat es schon geklappt. Zusammen mit meinem Bruder wollte ich schon immer eine Pflegeeinrichtung aufbauen und führen. Darüber hinaus würde ich gerne Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen e. V. mehr als bislang unterstützen.

Die Fragen stellte Ute Pfeifer.

Zur Person

Herr Bojarski ist Internist und Gastroenterologe und leitet seit 2011 die Zentrale Endoskopie am Campus Benjamin Franklin der Charité.



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Article published online:
04 February 2022

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