Diabetes aktuell 2021; 19(07): 287
DOI: 10.1055/a-1646-0131
Editorial

Kongress wie zu „alten Zeiten“ mit neuen digitalen Lösungen

Antje Bergmann
1   Dresden
,
Peter E.H. Schwarz
2   Dresden
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Wir haben eine spannende Diabetes Herbsttagung Anfang November in Wiesbaden erlebt. Obwohl die Inzidenzen von Tag zu Tag auf neue Höchstniveaus stiegen, konnten wir unter der 2G-Regel einen Kongress wie zu „alten Zeiten“ erleben – es war toll. Am Donnerstag vor dem Kongress fand eine Strategietagung der DDG statt, in der die Vorsitzenden aller Gremien und Arbeitsgemeinschaften intensiv die strategische Ausrichtung der Deutschen Diabetesgesellschaft diskutierten. Dabei kamen sehr viele Themen zur Sprache, aber immer wieder fiel das Wort Digitalisierung.

Genauso auch bei dem Kongress an den folgenden 2 Tagen gab es einerseits mehrere Sessions, die sich dem Thema Digitalisierung in der Diabetologie widmeten, aber auch in vielen anderen Veranstaltungen wurde dieses Thema immer wieder angerissen und darüber diskutiert. Es war ein ganz besonderes Gefühl, wieder mit 500 Kollegen im Saal zu sitzen und an Mikrofone zu treten, um miteinander zu diskutieren und die Ergebnisse waren spannend. Sicherlich sind viele Kollegen immer noch skeptisch über das, was die Digitalisierung im Diabetessektor bringt, aber insbesondere der Einsatz von digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGAs) wird bei weitem nicht mehr so skeptisch gesehen, wie noch vor 6 Monaten. Die erste Diabetes-DiGA „Esysta“ wurde auf dem Diabetes-Kongress vorgestellt, aber auch Adipositas-DiGAs wie „Zanadio“ waren präsent und luden die Teilnehmer ein, sich langsam an diese digitalen Therapeutika heranzutasten. In Vorträgen wurden auch digitale Lösungen, die uns in den nächsten Monaten erreichen, vorgestellt und somit war die Digitalisierung in aller Munde.

Ein kleines bisschen war Aufbruchstimmung zu spüren. Sicherlich lag das auch daran, dass man zu Covid-Zeiten wieder einen klassischen Kongress erleben durfte, man ganz viele Kollegen traf, man an ganz vielen Ecken miteinander diskutieren konnte und unbeschwert durch die Industrieausstellung schlendern konnte. Es lag aber vielleicht auch daran, dass mit der Digitalisierung ein Thema in die Diabetologie Einzug gehalten hat, was mehr und mehr Kollegen begeistert. Eine konsensfähige Idee war dabei: „Lassen Sie uns nach Versorgungslücken in der Diabetesbetreuung suchen und dann überlegen, ob diese Versorgungslücken mit digitalen Tools geschlossen werden können. Wenn ja, dann lasst uns digitale Tools entwickeln und anwenden, um diese Lücken zu schließen und unseren Patienten eine qualitätsgesicherte Betreuung zukommen zu lassen“. Die Stimmung in den Sälen kann damit zusammengefasst werden: suchen Sie sich 3 Patienten aus, probieren digitale Therapeutika aus, sammeln damit Erfahrung und bringen diese Erfahrung auf unserem nächsten Diabetes-Kongress im Mai in Berlin in die Diskussion mit ein.

Es war ein sehr spannender Kongress in Wiesbaden und vielleicht war es der Startpunkt für die Anwendung von qualitätsgesicherten digitalen Therapeutika im Diabetessektor.

Ihre Antje Bergmann und Peter Schwarz



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Article published online:
25 November 2021

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