PSYCH up2date 2022; 16(03): 213-226
DOI: 10.1055/a-1646-2774
Angststörungen, Zwangsstörungen und stressassoziierte Störungen

Dermatillomanie

Susanne Fricke

Dermatillomanie, das exzessive Bearbeiten der Haut, ist eine noch relativ unbekannte Erkrankung. Sie kann mit erheblichem psychischen Leidensdruck sowie negativen sozialen und körperlichen Folgen einhergehen. Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie haben sich als erfolgversprechend erwiesen. Außerdem gibt es Hinweise auf die Wirksamkeit spezifischer Psychopharmaka. Der Beitrag informiert über das Krankheitsbild und die Behandlungsmöglichkeiten.

Kernaussagen
  • Dermatillomanie ist eine Erkrankung, bei der die Haut mit den Fingern oder mit Hilfsmitteln wiederholt und in so starkem Maße bearbeitet wird, dass Gewebeschäden und eine erhebliche psychische Beeinträchtigung resultieren. Betroffene verspüren einen starken Drang, diese Verhaltensweisen auszuüben, dem sie nur sehr schwer widerstehen können.

  • Die Erkrankung ist noch wenig bekannt, obwohl nach vorsichtigen Schätzungen bis zu 5% der Bevölkerung betroffen sind. Frauen erkranken deutlich häufiger als Männer.

  • Die Erkrankung entwickelt sich häufig in der späten Kindheit oder frühen Jugend sowie zwischen 30 und 45 Jahren, verläuft meist phasenhaft mit hohem Risiko zur Chronifizierung.

  • Psychotherapeutisch haben sich Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie bewährt.

  • Wichtige Bestandteile einer verhaltenstherapeutischen Behandlung sind eine ausführliche Psychoedukation, eine sorgfältige Informationserhebung, der Aufbau von Veränderungsmotivation sowie verschiedene Symptomtechniken, insbesondere das Habit-Reversal-Training.

  • Die Reduktion von Stress und die Förderung selbstfürsorglicher Maßnahmen stellen einen wichtigen Bestandteil der Arbeit am Hintergrund dar.

  • Verschiedene Untersuchungen ergaben zudem Hinweise auf die Wirksamkeit von selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern.

  • Die Behandlung durch eine Kosmetikerin stellt eine wichtige therapieunterstützende Maßnahme dar. Außerdem sollte bei Bedarf dermatologische Expertise eingeholt werden.



Publication History

Article published online:
17 May 2022

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