Aktuelle Kardiologie 2022; 11(01): 35-41
DOI: 10.1055/a-1692-0902
Kurzübersicht

Geschlechtsspezifische Unterschiede beim Takotsubo Syndrom

Sex-related Differences in Takotsubo Syndrome
Birke Schneider
1   Medizinische Klinik II, Sana Kliniken Lübeck GmbH, Lübeck, Deutschland (Ringgold ID: RIN39556)
,
Claudia Stöllberger
2   2. Medizinische Abteilung mit Kardiologie und internistischer Intensivmedizin, Krankenanstalt Rudolfstiftung, Wien, Österreich (Ringgold ID: RIN139297)
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Das Takotsubo Syndrom (TTS) ist gekennzeichnet durch akut auftretende transiente Wandbewegungsstörungen des linken Ventrikels, denen angiografisch keine signifikanten Koronarstenosen zugrunde liegen. Die Erkrankung tritt überwiegend bei älteren Frauen in der Menopause auf, prinzipiell können jedoch Patienten jeden Alters und beiderlei Geschlechts betroffen sein. Insgesamt wird bei etwa 2% aller Patienten mit dem Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom (ACS) die Diagnose eines TTS gestellt; bei Frauen mit ACS-Verdacht liegt die Inzidenz mit 6–9% deutlich höher. Als Triggerfaktor für ein TTS findet sich bei Frauen häufiger emotionaler Stress und bei Männern physischer Stress. Im Akutstadium der Erkrankung können schwerwiegende Komplikationen auftreten, die Krankenhausmortalität ist vergleichbar mit der beim akuten Myokardinfarkt und bei Männern infolge von Begleiterkrankungen höher als bei Frauen mit einem TTS. Aktuell existiert keine evidenzbasierte Therapie. Um die Prognose des TTS im Akutstadium verbessern und Rezidive verhindern zu können, sind prospektive randomisierte Studien erforderlich.

Abstract

Takotsubo syndrome (TTS) is characterized by acute and transient left ventricular wall motion abnormalities in the absence of culprit epicardial coronary artery stenosis. The great majority of individuals with TTS are elderly postmenopausal women, however, both sexes may be affected at any age. Overall, 2% of the patients with suspected acute coronary syndrome (ACS) eventually are diagnosed as having TTS, with a higher incidence of 6–9% in females with suspected ACS. Emotional stress as a triggering event is more frequent in females with TTS whereas physical stress is more prevalent in males. During the acute phase of the disease a variety of severe complications may occur. The in-hospital mortality of TTS is comparable to the mortality in acute myocardial infarction and higher in males than in females with TTS due to non-cardiovascular comorbidities. Currently, there is no evidence-based therapy of TTS. Prospective randomized trials are warranted to improve outcome and prevent recurrences in patients with TTS.

Was ist wichtig?
  • An einem Takotsubo Syndrom (TTS) erkranken überwiegend Frauen in der Menopause, prinzipiell können jedoch Patienten jeden Alters und beiderlei Geschlechts betroffen sein.

  • Im Akutstadium des TTS können schwerwiegende Komplikationen auftreten; aus diesem Grund ist eine Monitorüberwachung für mindestens 48 Stunden erforderlich.

  • Da als auslösender Mechanismus des TTS eine stressinduzierte Katecholaminausschüttung angenommen wird, ist im kardiogenen Schock die Gabe von Katecholaminen kontraindiziert.

  • Im Akut- und im Langzeitverlauf haben Männer mit einem TTS eine höhere Gesamtmortalität infolge von nicht kardiovaskulären Begleiterkrankungen.

  • Alle Patienten mit einem TTS sollten im Verlauf regelmäßig kardiologisch betreut und im Hinblick auf sämtliche Komorbiditäten optimal behandelt werden.



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Article published online:
09 February 2022

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