Z Orthop Unfall 2023; 161(04): 439-446
DOI: 10.1055/a-1716-2218
Originalarbeit

Versorgungsrealität stationär behandelter Patienten mit proximaler Humerusfraktur – Eine Analyse auf Basis von GKV-Daten

Article in several languages: deutsch | English
Nikolaus von Dercks
1   Medizincontrolling, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland (Ringgold ID: RIN39066)
,
Pierre Hepp
2   Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland (Ringgold ID: RIN39066)
,
2   Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland (Ringgold ID: RIN39066)
,
2   Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland (Ringgold ID: RIN39066)
,
Dennis Häckl
3   WIG2-Institut, Leipzig, Deutschland
,
Nils Kossack
3   WIG2-Institut, Leipzig, Deutschland
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Hintergrund

Die proximale Humerusfraktur ist eine der häufigsten Frakturen des älteren Menschen. Während epidemiologische Faktoren gut untersucht wurden, ist der Einfluss einer proximalen Humerusfraktur auf die Morbidität, Mortalität und assoziierten Kosten unzureichend analysiert.

Methode

Auf der Basis von 4,1 Mio. GKV-Versicherten wurden für den Zeitraum 2012–2016 Patienten mit (Studienpopulation, SP) und ohne (Vergleichsgruppe, VG) proximale Humerusfraktur (pHF) in Hinblick auf Komorbidität, Rehospitalisierung, Mortalität, Medikamenten- und Heilmittelbedarf sowie Anzahl und Facharztkontakten verglichen.

Ergebnis

6068 Patienten der SP erfüllten die Ein- und Ausschlusskriterien (Alter 69,4 ± 14,3 Jahre; m : w = 28,2% : 71,8%). 4781 Patienten (78,8%) erhielten eine operative, 1287 Patienten (21,2%) eine konservative Versorgung der pHF. Folgehospitalisierungen und Hausarztbesuche traten bei der SP vs. VG häufiger auf (p < 0,01). Facharztkontakte nach pHF variierten nach Fachgebiet ebenso wie behandelte Neuerkrankungen. Typische Fachrichtungen für Vorsorgeuntersuchungen waren signifikant seltener (Gynäkologie p < 0,01, Pathologie p < 0,01, Dermatologie p < 0,01). Nach pHF lagen die Kosten der SP für Arzneimittel (2490,76 ± 1395,51 € vs. 2167,86 ± 1314,43 €; p = 0,04), Heil- (867,01 ± 238,67 € vs. 393,26 ± 217,55 €; p < 0,01) und Hilfsmittel (821,02 ± 415,73 € vs. 513,52 ± 368,76 €; p < 0,01) signifikant über der VG. Die 2-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit nach pHF ist bei der SP geringer als in der VG (p < 0,01).

Schlussfolgerung

Die Ergebnisse zeigen, dass nach proximaler Humerusfraktur die Morbidität und Mortalität sowie die Kosten der mit der Verletzung assoziierten Versorgung steigen. Vorsorgerelevante Untersuchungen und Behandlungen werden reduziert in Anspruch genommen. Versorgungskonzepte von Patienten mit proximalen Humerusfrakturen sollten in Zukunft nicht nur in Hinblick auf funktionelle Scores und Komplikationsraten, sondern auch bez. Lebensqualität und Erhalt der allgemeinen Gesundheit optimiert werden.



Publication History

Received: 17 May 2021

Accepted after revision: 05 December 2021

Article published online:
02 March 2022

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