Zusammenfassung
Ziel der Studie Unterschiedliche Möglichkeiten zur Regelung der
Entscheidung über Organspende wurden im Vorfeld der parlamentarischen
Abstimmung am 16.01.2020 diskutiert. Das Ziel dieser Arbeit ist die Beschreibung
der Einstellungen der Bürger*innen zur Organspende und
Untersuchung der Prädiktoren für die (Dokumentation der)
Spendebereitschaft.
Methodik Querschnittserhebung via Onlinefragebogen in Berlin und
Sachsen-Anhalt im Zeitraum von 25.11.2019 bis 16.01.2020. Deskriptive Auswertung
und logistische Regressionsanalysen für den Einfluss von Alter,
Einkommen und Geschlecht auf Spendebereitschaft, Vorliegen eines
Spenderausweises sowie Faktenwissen.
Ergebnisse Es nahmen 676 von 20 020 eingeladenen
Bürger*innen (3,4%) an der Umfrage teil. Eine
Widerspruchslösung wurde von 54,9% (n=371)
befürwortet, wohingegen 49,4% (n=334) eine
Entscheidungslösung befürworteten. 63,3% waren
„bereit“ beziehungsweise „eher bereit“ ein Organ
zu spenden, 43,2% besaßen einen Organspendeausweis. Die
Organspendebereitschaft und die Wahrscheinlichkeit des Besitzes eines
Organspendeausweises nahmen mit zunehmendem Alter ab. Ein höherer
Bildungsstand war eher assoziiert mit dem Vorliegen eines Organspendeausweises.
Geschlecht, Einkommen, Bildungsstand und Faktenwissen zur Organspende waren
nicht mit der Spendebereitschaft assoziiert. 45,7% derjenigen mit
Spendebereitschaft aber ohne Ausweis hatten ihren Willen den Angehörigen
kommuniziert. Gründe für eine fehlende Dokumentation der
Organspendebereitschaft umfassen neben praktischen Aspekten auch
Befürchtungen bezüglich einer Festlegung sowie der medizinischen
Versorgung.
Diskussion Keine der diskutierten gesetzlichen Regelungen wird von einer
deutlichen Mehrheit der Antwortenden getragen. Differenzierte,
bevölkerungsbasierte Erhebungen können einen Ausgangspunkt
für die Entwicklung zielgruppenspezifischer Angebote zur
Erhöhung der Dokumentation des Willens bezüglich Organspende
nach Hirntod bilden.
Abstract
Objective Different options to regulate decisions about organ
transplantation were subjected to discussions prior to parliamentary decision on
16.01.2020. The goal of this study was the description of citizens’
attitudes towards organ donation and investigation of predictors of
(documentation of) willingness to donate.
Methods Cross sectional online survey in Berlin and Saxony-Anhalt between
25.11.2019 till 16.01.2020. Descriptive, statistical analysis. We report
absolute and relative frequencies. We conducted logistic regression analysis for
the influence of age, income and gender on knowledge, willingness to donate and
possession of an organ donor card.
Results Of 20 020 invited citizens, 676 (3.4%)
participated in the online survey; 54.9% were in favour of an opt-out
regulation, 49.4% supported an opt-in regulation, 63.3% of
respondents were willing or rather willing to donate an organ and 43.2%
possessed an organ donor card. Willingness to donate and possession of an organ
donor card decreased with increasing age. A Higher educational level was
associated with having an organ donor card. Gender, income, education and
knowledge about organ donation were not associated with the willingness to
donate an organ. Of those who were willing to donate but who had not a donor
card, 45.7% had communicated their will to relatives. Reasons indicated
for lack of documentation included practical reasons as also fears related to
medical care in case of critical health state.
Discussion None of the discussed legislative regulations on organ donation
has been supported by a clear majority of respondents. Distinct population-based
surveys can serve as starting point for developing targeted initiatives to
increase the documentation of citizens’ will regarding organ donation
following brain death.
Schlüsselwörter
Organtransplantation - Umfrage - Spendebereitschaft - Organspendeausweis - Deutschland
Key words
organ transplantation - survey - willingness to donate - organ donor card - Germany