MSK – Muskuloskelettale Physiotherapie 2022; 26(01): 11
DOI: 10.1055/a-1720-0585
Forschung kompakt

Dediagnostik: Menschen weniger krank machen

Eine genaue Diagnose ist eines der wichtigsten Prinzipien der modernen Medizin, manchmal hat sie sogar einen höheren Stellenwert als eine erfolgreiche Behandlung. Ärztinnen und Ärzte verbringen einen Großteil ihrer Zeit damit, Patient*innen zu diagnostizieren. Um Diagnosen genau zu bewerten oder veraltete Diagnosen in Frage zu stellen, scheint jedoch weder viel Zeit noch Aufmerksamkeit aufgewendet zu werden.

Gestellte Diagnosen können zwar Erleichterung verschaffen, aber auch Sorgen verursachen, sie können zu Heilung, aber auch zu unnötiger Behandlung und Schaden führen. Empfindlichere und prognostische Tests erkennen Krankheiten früher, manchmal zu früh, was zu unnötiger weiterführender Diagnostik und Behandlungen führt. Um dieses Problem anzugehen, stellt das Autorenteam das Konzept der Dediagnostik vor. Dieses soll dazu dienen, weiterführende Diagnostik, die nicht dazu führt, das Leiden der Person zu verringern, zu verwerfen. Ziel der Dediagnostik ist somit auch, die Multimorbidität und Polypharmazie zu verringern und Menschen weniger krank zu machen.

Der erste Schritt der Dediagnostik ist die Verifizierung der Diagnose. Schritt zwei umfasst dann die Bewertung der Patientenpräferenzen, die Beurteilung der Maßnahmen, die jede Diagnose auslöst, und die Frage, wann und wie eine Diagnose dem einzelnen Patienten nützt oder schadet.

Arne Vielitz



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Article published online:
14 February 2022

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