Neonatologie Scan 2023; 12(02): 129-144
DOI: 10.1055/a-1721-4607
CME-Fortbildung

Akutes Nierenversagen und Nierenersatztherapie beim Neugeborenen

Ulrike John-Kroegel
,
Friederike Weigel

Das Auftreten eines akuten Nierenversagens in der Neonatalperiode wurde bisher deutlich unterschätzt. Erst in den letzten Jahren zeigen Forschungsergebnisse, dass vor allem Folgeschäden im weiteren Leben des Kindes durch eine verminderte Nierenfunktion bis hin zur Nierenersatztherapie eine bedeutende Rolle spielen. Der Beitrag stellt die wesentlichen Erkenntnisse im Hinblick auf Diagnostik, Risikofaktoren, Prävention und rechtzeitige Therapie vor.

Kernaussagen
  • Ein akutes Nierenversagen (AKI) in der Neonatalperiode tritt mit einer Inzidenz von 30% häufig auf und ist mit einer erhöhten Mortalität assoziiert.

  • Die Definition richtet sich aktuell nach der KDIGO-Klassifikation unter Berücksichtigung des Anstiegs des Serumkreatinins (SCr) zum Ausgangswert und der Diurese.

  • In der Ätiopathogenese stellt die Dynamik der Nephrogenese und Unreife der glomerulären und tubulären Nierenfunktion bei Frühgeborenen einen wesentlichen Einflussfaktor für das Auftreten einer AKI dar.

  • Präventive Maßnahmen bestehen in der Vermeidung bzw. Minimierung toxischer Medikamente, in der kritischen Volumenbilanzierung zur Vermeidung einer Volumenüberladung und im Einsatz von Methylxanthinen.

  • Eine Nierenersatztherapie im Neugeborenenalter ist technisch möglich. Die Indikation bei Früh- und Neugeborenen ist aufgrund technischer Herausforderungen und hoher Komplikationsraten so streng wie möglich zu stellen.

  • Früh- oder Neugeborene nach AKI bedürfen einer langjährigen nephrologischen Nachsorge, um die Progression einer chronischen Nierenerkrankung möglichst frühzeitig zu erkennen, hinauszuzögern und ggf. zu vermeiden.



Publication History

Article published online:
15 May 2023

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