Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/a-1741-9846
Konditionierte Schmerzmodulation und Manuelle Therapie: Same same but different?
Conditioned Pain Modulation and Manual Therapy: Same Same but Different?Zusammenfassung
Hintergrund
Schmerzauslösende passive Weichteiltechniken wie Massage, Triggerpunktbehandlung oder ähnliche Behandlungsansätze werden häufig von Patient*innen gewünscht und von Therapeut*innen angewandt. Ein Grund dafür ist, dass diese – zumindest kurzfristig – zur Schmerz- und Symptomlinderung führen können. Die zugrunde liegenden Mechanismen sind jedoch noch nicht geklärt. Es wird angenommen, dass die Schmerzhemmung durch konditionierte Schmerzmodulation (Conditioned Pain Modulation, CPM) ausgelöst wird. CPM beschreibt das Phänomen, dass Schmerz einen anderen Schmerz hemmt, was hauptsächlich durch Prozesse im zentralen Nervensystem gesteuert wird. Ziele der Studie von Wilson et al. waren, zu prüfen, ob eine schmerzauslösende Massage eine ähnlich starke Verringerung der Schmerzempfindlichkeit bewirkt wie das Eintauchen der Hand in Eiswasser, und ob der CPM-Effekt die mit der schmerzauslösenden Massage verbundene Hypoalgesie vorhersagt.
#
Methode
60 gesunde Teilnehmende wurden nach dem Zufallsprinzip entweder einer schmerzauslösenden (Triggerpunkt-)Massage am Nacken (n = 20), einem Eiswasserbad mit einer Hand (n = 20) oder einer schmerzfreien Massage am Nacken (n = 20) zugeteilt. Alle 3 Interventionen wurden einmalig durchgeführt, wobei die Schmerzen kontinuierlich bewertet wurden. Die Teilnehmenden unterzogen sich vor und unmittelbar nach der Intervention einer quantitativen sensorischen Testung. So wurden die thermische Schmerzempfindlichkeit, die zeitliche Schmerzsummation, die mechanische Schmerzempfindlichkeit und die CPM erfasst. Es wurde eine Kovarianzanalyse (ANCOVA) mit Messwiederholung verwendet, um die Unterschiede zwischen den Gruppen in Bezug auf die Veränderungen der Schmerzempfindlichkeit zu ermitteln.
#
Ergebnisse
Die schmerzauslösende Massage führte nicht zu unterschiedlichen experimentellen Veränderungen der Schmerzempfindlichkeit wie das Eiswasserbad (p > 0,05), obwohl die schmerzauslösende Massage zu weniger selbstberichteten Schmerzen führte als das Eiswasserbad. Die Schmerzintensität während der Intervention zeigte eine geringe Korrelation mit den Veränderungen der Schmerzempfindlichkeit. Personen mit einer ausgeprägten CPM-Antwort wiesen eine größere Erhöhung der Druckschmerzschwelle auf als Personen mit einer reduzierten CPM, was auf den potenziellen Nutzen einer Stratifizierung der Behandlung nach Mechanismus hinweist.
#
Schlussfolgerungen
Schmerzauslösende Massagen und Eiswasserbäder führten zu einer ähnlich starken CPM-Reaktion, woraus auf gemeinsame zugrunde liegende Mechanismen geschlossen werden kann. Wilson et al. kommen zu dem Schluss, dass das Verständnis der Mechanismen passiver Interventionen zu mechanistisch basierten Schmerzbehandlungen führen kann, die mit einem personalisierten medizinischen Behandlungsansatz vereinbar sind.
#
Publication History
Article published online:
07 June 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
-
Literatur
- 1 Schmid A, Brunner F, Wright A. et al. Paradigm shift in manual therapy? Evidence for a central nervous system component in the response to passive cervical joint mobilisation. Man Ther 2008; 13: 387-396 DOI: 10.1016/j.math.2007.12.007.
- 2 Nir RR, Yarnitsky D. Conditioned pain modulation. Curr Opin Support Palliat Care 2015; 9: 131-137 DOI: 10.1097/SPC.0000000000000126.
- 3 Razavi M, Hansson PT, Johansson B. et al. The influence of intensity and duration of a painful conditioning stimulation on conditioned pain modulation in volunteers. Eur J Pain 2014; 18: 853-861 DOI: 10.1002/j.1532-2149.2013.00435.x.
- 4 Schliessbach J, Lütolf C, Streitberger K. et al. Reference values of conditioned pain modulation. Scand J Pain 2019; 19: 279-286 DOI: 10.1515/sjpain-2018-0356.
- 5 Aspinall SL, Leboeuf-Yde C, Etherington SJ. et al. Manipulation-induced hypoalgesia in musculoskeletal pain populations: a systematic critical review and meta-analysis. Chiropr Man Therap 2019; 27: 7 DOI: 10.1186/s12998-018-0226-7.
- 6 Honoré M, Leboeuf-Yde C, Gagey O. et al. How big is the effect of spinal manipulation on the pressure pain threshold and for how long does it last? Secondary analysis of data from a systematic review. Chiropr Man Therap 2019; 27: 22 DOI: 10.1186/s12998-019-0240-4.
- 7 Bialosky JE, Beneciuk JM, Bishop MD. et al. Unraveling the Mechanisms of Manual Therapy: Modeling an Approach. J Orthop Sports Phys Ther 2018; 48: 8-18 DOI: 10.2519/jospt.2018.7476.
- 8 Aparecida da Silva V, Galhardoni R, Teixeira MJ. et al. Not just a matter of pain intensity: Effects of three different conditioning stimuli on conditioned pain modulation effects. Neurophysiol Clin 2018; 48: 287-293 DOI: 10.1016/j.neucli.2018.06.078.
- 9 Petersen KK, Vaegter HB, Stubhaug A. et al. The predictive value of quantitative sensory testing: a systematic review on chronic postoperative pain and the analgesic effect of pharmacological therapies in patients with chronic pain. Pain 2021; 162: 31-44 DOI: 10.1097/j.pain.0000000000002019.
- 10 O’Leary H, Smart KM, Moloney NA. et al. Pain sensitization associated with nonresponse after physiotherapy in people with knee osteoarthritis. Pain 2018; 159: 1877-1886 DOI: 10.1097/j.pain.0000000000001288.