ergopraxis 2022; 15(05): 1
DOI: 10.1055/a-1768-8499
Editorial

Kleine Verletzung – großer Frust

Cornelia Paries

Öffnen Sie Plastikverpackungen auch, indem Sie mit dem Zeigefinger ein Loch reinpiksen? Frau M., die vor einigen Jahren zu mir in die Handtherapie kam, wollte auf diese Weise eine Wasserflasche aus der Plastikhülle befreien. Sie zog sich dabei einen Abriss der Zeigefinger-Strecksehne zu und erhielt eine Stack'sche Schiene. Weil diese nicht gut saß, benötigte sie eine individuell angepasste. Sie winkte mir schon von der Rezeption aus zu – mit der Schiene in der Hand statt am Finger.

„Bei Immobilisation sind Disziplin, Aufklärung und der Schienentyp gefragt.“

Einmal mehr wurde mir bewusst, wie wichtig nicht nur eine gut sitzende Schiene ist, sondern auch die entsprechende Aufklärung dazu. Unterschätzen doch viele Betroffene diese „kleine Verletzung“ und glauben – trotz ärztlicher Anweisung – es schade nicht, die Schiene zwischendurch mal abzunehmen. Frau M. war ziemlich frustriert, als ich ihr erklärte, dass die Immobilisationsphase nun von vorne beginnen würde, weil die frischen Sehnenfasern wieder reißen, sobald das Endgelenk die Streckstellung verlässt.

Damit die wochenlange Immobilisation besser angenommen wird, ist es außerdem wichtig, dass die Schiene die Bedürfnisse der Klient*innen so gut es geht berücksichtigt. Waltraud Knaus beschreibt in ihrem Artikel ab Seite 20, wann sich welcher Schienentyp bei Strecksehnenabriss eignet und was bei der Anpassung zu beachten ist, damit das Hilfsmittel gut sitzt.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

Ihr

Cornelia Paries



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Article published online:
03 May 2022

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