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DOI: 10.1055/a-1800-8536
Aus der Vergangenheit in die Zukunft ...
From the past to the future ...„Bereits kurz nach der Entdeckung der Röntgenstrahlung durch Wilhelm Conrad Röntgen im Jahr 1895 und der Entdeckung radioaktiver Elemente durch Henry Becquerel und deren chemische Isolierung durch Marie Skłodowska Curie im Jahr 1896 wurden Röntgenanlagen und radioaktive Stoffe in der Medizin eingesetzt. Anfangs wurde das hiervon ausgehende Risiko nicht erkannt, jedoch traten bereits frühzeitig bei den Anwendern gesundheitliche Schäden auf. Es bedurfte Regeln und Vorschriften zum Schutz vor diesen Gefahren. Daher ist zum Verständnis ein medizinhistorischer Rückblick erforderlich: die überaus anregende Geschichte der Gesetze, Verordnungen, Richtlinien, Normen und Vorschriften im Spiegel ihrer Zeit, die den Umgang mit ionisierender Strahlung zu einem der sichersten Arbeitsfelder gemacht haben.“[*]
Die Nuklearmedizin ist ein integraler Bestandteil der modernen Patientenversorgung. Es werden radioaktive Moleküle eingesetzt, die unterschiedliche molekulare Ziele nachweisen und therapeutisch eingesetzt werden können, im Rahmen maligner und benigner Fragestellungen. Die große Bedeutung der nuklearmedizinischen Gelenktherapie bei entzündlichen Erkrankungen ist ungebrochen. Die Radiosynoviorthese (RSO) ist ein langjährig etabliertes Verfahren zur lokalen Behandlung schmerzhafter, chronisch-entzündlicher Gelenkerkrankungen. Die Besonderheit dieser Therapie im Vergleich zu anderen nuklearmedizinischen Behandlungen liegt in der Tatsache, dass sie die am häufigsten durchgeführte nuklearmedizinische Behandlung darstellt und in > 95 % der Fälle ambulant und meistens in nuklearmedizinischen Praxen durchgeführt wird. Damit liegt die Expertise für diese Therapie auch weitgehend in den ambulanten Versorgungsstrukturen. Dass vereinzelt unerwünschte Nebenwirkungen auftreten können, liegt in der Natur der Sache: ein Therapieverfahren gänzlich ohne Nebenwirkungen ist nicht verfügbar. Daher sollten sich die RSO-Therapeuten und deren Patienten mit dem Vorgehen und den möglichen Nebenwirkungen auseinandersetzen. Ebenso bedeutsam ist es, die aufwendige Herstellung, die physikalischen Eigenschaften und Indikationen der in der RSO eingesetzten Nuklide zu kennen. Es wird interessierten (auch angehenden) Nuklearmedizinern, die bislang noch keine RSO durchführen, ein praxisnaher Überblick über diese faszinierende und von den Patienten gut angenommene Behandlung gegeben, der einen unkomplizierten und entspannten Therapieablauf ermöglicht.
Das neu gegründete Exzellenznetz RSO e. V. (www.rso-exzellenznetz.de) stellt sich vor. Erfahrene RSO-Ärzte haben sich hier zusammengeschlossen zur Erarbeitung eines Ausbildungs-Curriculums RSO, zur Organisation von Fortbildungen, zur Generierung von Evidenz für die RSO mit Hilfe wissenschaftlicher Publikationen, zur Definition eines „best practice“, zur Bereitstellung entsprechender Informationen und zur Vermittlung bundesweiter Hospitationsmöglichkeiten zum Erlernen der Techniken. Das Netzwerk steht allen Interessierten offen, die das Ziel haben, Patienten die RSO als schonende, nebenwirkungsarme Therapie der Synovialitis anzubieten.
Die Radiosynoviorthese ist als fester Bestandteil der Therapie bei Patienten mit rezidivierenden Gelenkeinblutungen aufgrund einer Hämophilie in den aktuellen nationalen und internationalen Leitlinien verankert. Die Kenntnisse der Pathomechanismen der Hämophilie-Arthropathie sind zur Planung einer RSO ebenso hilfreich wie der Besonderheiten bei den zumeist noch jungen Patienten. Die prätherapeutische Diagnostik und Bildgebung, die Auswahl der Radiokolloide in den entsprechenden Aktivitäten sowie die Durchführung der RSO aber auch die klinische Nachsorge gestalten sich different von dem sonst älteren RSO-Patientenklientel.
Zu guter Letzt darf ein Blick auf gesonderte medizinische und juristische Problemstellungen im Rahmen der Radiosynoviorthese nicht fehlen: die Notwendigkeit des Einsatzes oder Beendens einer Antikoagulationstherapie wird diskutiert, Aspekte der bei der Behandlung einzuhaltenden ärztlichen Sorgfalt sowie des Erfordernisses zur adäquaten Patientenaufklärung werden erläutert.
Zusammenfassend weist die interdisziplinär ausgerichtete Nuklearmedizin ein langjährig bewährtes, nicht sonderlich invasives Instrumentarium in der Therapie von gelenkbezogenen Erkrankungen auf. Letztendlich werden die Lebensqualität verbessert und gleichzeitig die Behandlungskosten gesenkt. Die RSO sollte auch weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Nuklearmedizin sein – die positiven Rückmeldungen der Patienten sind ein besonderer Ansporn. Diese Erkenntnis ist für den aktiven, innovativen Nuklearmediziner nichts Neues, erfordert aber eine ständige Bereitschaft, sich aktuelle Erkenntnisse anzueignen und neu erlernte Fähigkeiten tatkräftig umzusetzen. Darüber hinaus ist es wichtig, die nuklearmedizinische Gelenktherapie auch gegenüber den zuweisenden Fachdisziplinen, zumeist Rheumatologen und Orthopäden fachlich fundiert und positiv offensiv diskutieren zu können.
Publication History
Article published online:
30 May 2022
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