Phlebologie 2022; 51(03): 143-147
DOI: 10.1055/a-1808-2722
Übersicht

Hormonelle Kontrazeption und Thrombose

Hormonal Contraception and Venous Thromboembolism
Christina Hart
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg
,
Birgit Linnemann
2   Universitäres Gefäßzentrum Ostbayern, Bereich Angiologie, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg
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Zusammenfassung

Hormonelle Kontrazeption und Thromboembolie-Risiko Kombinierte hormonelle Kontrazeptiva (KK) erhöhen das VTE-Risiko signifikant. Gestagen-Monopräparate sind mit Ausnahme der 3-Monatsspritze nicht mit einem erhöhten VTE-Risiko assoziiert und können bei Frauen mit vorausgegangener VTE oder thrombophilen Risikofaktoren mit Wunsch nach hormoneller Verhütung angewandt werden.

Individuelle Risikofaktoren und hormonelle Kontrazeption Vor der Verschreibung einer hormonellen Kontrazeption soll eine sorgfältige Erhebung des VTE-Risikos erfolgen. Eine entsprechende Checkliste findet sich auf der Internetseite des BfArM. Eine routinemäßige Testung auf hereditäre Thrombophilie wird nicht empfohlen.

Kontrazeption unter Antikoagulation Orale Antikoagulanzien sind plazentagängig und prinzipiell embryotoxisch und erfordern somit die Anwendung einer sicheren Empfängnisverhütung. Eine häufige Nebenwirkung unter oraler Antikoagulanzientherapie ist das Auftreten einer Hypermenorrhö. Die hormonelle Kontrazeption kann bei bestehender Antikoagulation auch mit einem Kombinationspräparat fortgeführt werden, sofern spätestens 6 Wochen vor Beendigung der Antikoagulation die Umstellung auf eine östrogenfreie Form der Kontrazeption erfolgt.

Hormonassoziierte VTE und Rezidivrisiko VTE, die bei Frauen unter Verwendung von hormonellen Kontrazeptiva aufgetreten sind, gelten als provozierte Ereignisse. Das Rezidivrisiko einer hormonassoziierten VTE ist nach Absetzen der Antikoagulation und Umstellung auf eine östrogenfreie Form der Kontrazeption gering, sodass eine Antikoagulationsdauer von 3–6 Monaten in der Regel ausreichend ist. Nach hormonassoziierter VTE wird während einer künftigen Schwangerschaft und im Wochenbett eine medikamentöse VTE-Prophylaxe empfohlen.

Abstract

The use of combined hormonal contraceptives (CHC) is a well-established risk factor for venous thromboembolism (VTE). The VTE risk depends on the specific combination of oestrogen and gestagen components. Progestin-only contraceptives with the exception of depot medroxyprogesterone acetate are not associated with a significant VTE risk and can therefore be offered to women with known thrombophilia or a prior VTE. The recent German S3 guideline “Contraception” advises to carefully assess individual VTE risk factors before prescribing CHC. According to recent data there is no evidence suggesting that VTE risk is increased during oral anticoagulation. To reduce the risk of vaginal bleeding complication and the risk of unplanned pregnancy, the use of CHC can be continued under anticoagulation treatment provided that the patient is switched to an oestrogen-free contraception no later than six weeks before the end of anticoagulation. The risk of recurrence is low in women with hormone-associated VTE. Anticoagulation is therefore in general discontinued after 3–6 months. Thromboprophylaxis with low molecular heparin is recommended for women with prior hormone-associated VTE during pregnancy and the postpartum period.



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Article published online:
12 April 2022

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