Fortschr Neurol Psychiatr 2022; 90(06): 265-267
DOI: 10.1055/a-1810-0898
Editorial

Suizidologie und Covid-19-Pandemie

Suicidology and Covid-19 Pandemic
Joachim Klosterkötter
,
Jens Kuhn

Seit über zwei Jahren ist die weltweite Bevölkerung der Pandemie mit dem SARS-CoV-2-Virus ausgesetzt. Die damit verbundene primäre Krankheitslast, also durch Infektionen, war und ist enorm. Sekundäre Belastungen ergaben sich durch Sorgen um die eigene und die Gesundheit enger Bezugspersonen, Trauerreaktionen im Falle des infektionsbedingten Verlustes von Angehörigen und all die gesellschaftlichen Einschränkungen im Rahmen der Pandemie-Bekämpfung. Der damit einhergehende Stress [1] resultierte – dies ist durch eine Vielzahl von Studien eindrucksvoll belegt – in einer Zunahme von psychischen Erkrankungen. So ist es zu einem deutlich verstärkten Auftreten von Depressions- und Angsterkrankungen gekommen, wobei bestimmte Bevölkerungsgruppen, wie z. B. alleinerziehende Mütter, einem besonderen Erkrankungsrisiko ausgesetzt waren (z. B. [[2]]). Bei Angehörigen von an Covid erkrankten Personen zeigt sich ein drastischer Anstieg von Traumafolgestörungen [3] und im Zuge der Einführung des ICD 11 mit der neuen Kategorie der prolongierten Trauerreaktion begrüßen einige Autoren diese neue diagnostische Entität gerade im Kontext der Corona-Erkrankung, weil es eben so viele Corona-Tote zu beklagen gab [4]. Aber auch innerhalb der Gruppe von Personen, die an Corona erkrankten und dies einigermaßen überstanden haben, - und dies ist ja glücklicherweise die überwiegende Mehrzahl – zeigt sich noch nach einem Jahr eine deutlich erhöhte Menge von verschriebenen Psychopharmaka, im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, als Beleg für fortbestehende psychische Symptome und eine womögliche ZNS-Beteiligung der Infektion (eine genaue Zuordnung innerhalb dieser Population zu dem als Postcovid-Syndrom bezeichneten Krankheitsbild muss noch erfolgen) [5].



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Article published online:
10 June 2022

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