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DOI: 10.1055/a-1812-8838
Erst Dialog, dann Fragebogen?!
Vor wenigen Tagen fiel bei einem fachlichen Austausch der Satz: „Ergotherapie beginnt mit Dialogen, nicht mit Fragebögen.“ Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr spricht mir diese Aussage aus der Seele. Sich Zeit für den Dialog zu nehmen, ist während des gesamten Therapieprozesses von großer Bedeutung. Ihn mit Klient*innen und Angehörigen zu führen, sie erzählen zu lassen von ihren Wünschen, Zielen, Rollen oder auch Ängsten bzw. sie auch danach zu fragen, nimmt in unserer Arbeit einen wichtigen Stellenwert ein.
„Durch unsere Kompetenz und den Dialog können wir Sicherheit geben.“
Seit in den letzten zwei Jahren zahlreiche Menschen mit Long Covid in der ambulanten Versorgung dazugekommen sind, rückt der Dialog sogar noch mehr in den Vordergrund. Betroffene haben – aufgrund der unterschiedlichen Symptome, die diese neue Krankheit verursacht – einen hohen Leidensdruck (Seite 32). Sie fühlen sich nicht immer ernst genommen, wenn es um ihre Fatigue oder ihre kognitiven Probleme in Alltag und Beruf geht. Sie sind oft noch geschockt und verzweifelt darüber, was Long Covid in ihrem Leben angerichtet hat.
Glücklicherweise besitzen wir in der Ergotherapie die Kompetenz, Dialoge zu führen, und wir haben Einfluss darauf, auf andere kompetent zu wirken, wie Jakob Tiebel das in seinem Artikel ab Seite 8 erklärt. Durch unsere Kompetenz und den Dialog können wir Klient*innen ein Stück Sicherheit geben, damit diese ihre eigene Unsicherheit besser aushalten können.
Herzlichst
Christina Janssen
Publication History
Article published online:
30 June 2022
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