ZUSAMMENFASSUNG
Chronische Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen sind ein häufiges Krankheitsbild,
bei dem Stressfaktoren eine bedeutsame Rolle spielen. Aus der empirischen Literatur
ergibt sich, dass die Stressbelastung der Jugendlichen erhöht ist, die Jugendlichen
aber gleichzeitig nur über sehr eingeschränkte Fertigkeiten zur Bewältigung von Stresssituationen
verfügen.
In der vorliegenden Arbeit wurde in einer kontrollierten Querschnittsstudie überprüft,
welche Unterschiede sich beim Vergleich von Mädchen mit chronischen Kopfschmerzen
mit einer Kontrollgruppe bezüglich Stressbelastung und Stressbewältigung zeigen. Darüber
hinaus wurden die psychopathologischen Merkmale Ängstlichkeit und Depressivität erhoben
und ein biologischer Indikator für chronischen Stress (die Cortisol-Aufwachreaktion)
gemessen.
Mit multiplen linearen Regressionsanalysen wurde geprüft, welche Variablen die erlebte
Stressbelastung beeinflussen.
Es wurden insgesamt 148 Mädchen untersucht im Altersbereich zwischen 13 und 17 Jahren.
Stressbelastung und Stressbewältigung wurden mit dem SSKJ 3–8 gemessen. Speichelproben
zur Bestimmung von Cortisol wurden zu Hause nach dem Aufwachen gesammelt.
Die Ergebnisse belegen eine höhere Stressbelastung der Mädchen mit Kopfschmerzen auf
körperlicher und psychischer Ebene und eine größere Empfindlichkeit für die Wahrnehmung
einer Situation als stressbezogen. Die Stressbewältigungsstrategien waren signifikant
ungünstiger. Spezifisch für die Mädchen mit Kopfschmerzen fand sich eine erhöhte Cortisol-Sekretion
nach dem Aufwachen. Als bedeutsame Einflussfaktoren für eine hohe psychologische Stressbelastung
erwiesen sich die destruktive Stressverarbeitung sowie ein hohes Ausmaß an Ängstlichkeit
und Depressivität. Bisher vorliegende Daten zur stressbezogenen Entstehung und Aufrechterhaltung
von Kopfschmerzen bei Jugendlichen konnten bestätigt werden. Die Ergebnisse der Regressionsanalysen
sprechen dafür, in der therapeutischen Praxis ein besonderes Augenmerk auf die Einbeziehung
von Angst und Depression zu richten.
ABSTRACT
Chronic headache in adolescents is frequent, and stress may play an important role.
The empirical literature suggests, that stress load of headache sufferers is increased,
but stress coping is limited. The present study investigated in a controlled design
on a cross-sectional basis differences between girls with chronic headache and controls
with regard to stress load and stress coping. Furthermore psychopathological characteristics
such as anxiety and depression were measured and a biological indicator for chronic
stress (the cortisol awakening response) was obtained. Multiple linear regression
was used to identify variables, that have an influence on psychological stress load.
148 girls were investigated. Stress load and stress coping was measured by SSKJ 3–8.
Saliva samples were collected at home after awakening. Girls with headache had a higher
stress load and a higher stress vulnerability, but significant deficits in stress
coping The cortisol awakening response was increased specifically for girls with headache.
The results show a higher psychological stress load for the girls with headache and
a higher stress vulnerability. Coping strategies were more inadequate. Influences
for a high stress load were found for destructive stress coping and a high degree
of anxiety and depression.
Results of regression analysis recommend for therapeutic practice to pay special attention
on anxiety and depression in adolescents with chronic headache.
Schlüsselwörter
Kopfschmerzen - Jugendliche - Stress - Stressverarbeitung - Angst
Keywords
Headache - adolescents - stress - stress coping - anxiety