MSK – Muskuloskelettale Physiotherapie 2022; 26(03): 164
DOI: 10.1055/a-1827-2595
Buchbesprechung

 20 Fälle

Clinical Case Studies
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Die klinischen Bilder der Patient*innen, die Physiotherapie benötigen, werden sich verändern und komplexer werden. Physiotherapeut*innen sollten im Zuge dessen ihre Clinical Reasoning Fähigkeiten breit aufstellen und sich darin üben, interprofessionell zu kommunizieren. So kann eine bestmögliche Versorgung gelingen. Dies gilt für Deutschland ebenso wie für die USA, in deren Kontext das Buch eingebettet ist. Die beiden Gesundheitssysteme unterscheiden sich jedoch in einigen Faktoren, unter anderem darin, dass hierzulande noch kein Direktkontakt möglich ist, in den USA seit 2015 aber sehr wohl. Die komplexen klinischen Fälle, die in dem englischsprachigen Buch „Clinical Case Studies Across the Medical Continuum for Physical Therapists” beschrieben werden, sind daher nicht eins zu eins auf die Situation in Deutschland zu übertragen, bieten aber dennoch viele wertvolle Informationen.

20 Fälle werden beschrieben, jeweils in drei aufeinanderfolgenden Stadien. Die klinischen Settings sind dabei sehr verschieden – Krankenhaus, Notfallstation, ambulante Praxis oder häusliches Umfeld. Nach einer strukturierten Vorstellung der Anamnese folgen Denkpausen, sog. „Pause Points“, in der ich als Leserin angehalten werde, darüber nachzudenken, wie ich die physiotherapeutische Untersuchung und Therapie aufgrund der bisher erhaltenen Informationen gestalten würde.

Die Fragen inkl. Antworten am Ende der Fälle entsprechen den Taxonomiestufen nach Bloom und geben mir Anstöße, meine Denkstrategien zu reflektieren. Mein Horizont wird erweitert, da sich das Spektrum über das gesamte Tätigkeitsfeld der Physiotherapie erstreckt. Und bei den Fällen aus dem muskuloskelettalen Bereich kann ich meinen Wissensstand und mein kritische Denken überprüfen, wie z. B. bei dem Patienten mit Rückenschmerzen, der auch unter Bauchschmerzen und Übelkeit leidet, was sich dann als AAA entpuppt, oder bei dem 16-jährigen Fußballer, dem der Gegner durch ein Foulplay eine Verletzung des Knies, inklusive der Arteria poplitea, beschert hat.

Wer auf der Suche nach komplexen Fallbeispielen ist und englische Texte nicht scheut, wird in diesem Buch fündig. Gerade auch für Lehrkräfte bietet das Buch Inspiration. So ist das Buch auch den Studierenden der Herausgeber*innen gewidmet: „We hope that you continue to critical think, ask thoughtful questions and never ‚regret to the mean‘.”

Stephanie Moers, Freiburg i. Brsg.



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Article published online:
19 July 2022

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