Zusammenfassung
Fragestellung Ziel dieser Studie war es, die Versorgungsqualität von therapienaiven PatientInnen
mit neovaskulärer altersbedingter Makuladegeneration (nAMD), die vor der Pandemie
der
Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19) eine intravitreale Aflibercept-Therapie erhielten,
mit PatientInnen zu vergleichen, die während der Pandemie dieselbe Therapie erhielten.
Methode Es wurden von 297 therapienaiven PatientInnen u. a. die bestkorrigierte Sehschärfe
(BCVA) als Logarithmus des minimalen Auflösungswinkels (logMAR) und die anatomischen
Ergebnisse bei Diagnosestellung und bei jeder Nachuntersuchung erfasst. Therapienaive
PatientInnen, bei denen mindestens 24 Monate vor dem 1. pandemiebedingten Lockdown
eine Therapie
begonnen und die somit ausschließlich vor der Pandemie (n = 123) behandelt wurden,
wurden mit PatientInnen verglichen, die innerhalb von 12 Monaten vor dem 1. Lockdown
die Therapie starteten
und somit während der Pandemie (n = 174) behandelt wurden. Es wurden beide Gruppen
über einen Zeitraum von 2 Jahren beobachtet.
Resultate In der Gruppe, die vor der COVID-19-Pandemie behandelt wurde, blieb die Sehschärfe,
verglichen zum Ausgangswert (0,58 ± 0,41 logMAR) bis zum Ende des Beobachtungszeitraums
(0,54 ± 0,34 logMAR) stabil (p = 0,228). Der BCVA von PatientInnen, die während der
COVID-19-Pandemie behandelt wurden, verschlechterte sich von 0,56 ± 0,35 bei Therapiestart
zu
0,79 ± 0,43 logMAR (p = 0,010) zum Ende des Beobachtungszeitraums. Im Vergleich zu
den PatientInnen, die vor der COVID-19-Pandemie behandelt wurden, zeigte die Gruppe,
die während der
Pandemie behandelt wurde, eine signifikant schlechtere Sehschärfe nach 6 Monaten (p = 0,041),
12 Monaten (p = 0,040), 18 Monaten (p = 0,024), 21 Monaten (p = 0,035) sowie nach
24 Monaten
(p = 0,004). Darüber hinaus erhielt die während der COVID-19-Pandemie behandelte Gruppe
im 2. Behandlungsjahr im Vergleich zur Gruppe, die vor der COVID-19-Pandemie behandelt
wurde, weniger
Aflibercept-Injektionen (3,94 ± 1,9 vs. 3,30 ± 1,6; p = 0,007) und weniger Nachsorgeuntersuchungen
(2,71 ± 1,2 vs. 2,16 ± 0,9; p < 0,001).
Schlussfolgerung PatientInnen mit nAMD, die während der COVID-19-Pandemie behandelt wurden, hatten
eine signifikant schlechtere Visusentwicklung über einen Beobachtungszeitraum von
2
Jahren als PatientInnen, die vor der Pandemie behandelt wurden. Der erschwerte Zugang
zur Versorgung könnte auf die Einschränkungen zurückzuführen sein, die aufgrund der
COVID-19-Pandemie
auferlegt wurden.
Schlüsselwörter COVID-19 - Pandemie - Versorgungsqualität - altersbedingte Makuladegeneration