physiopraxis 2022; 20(07/08): 1
DOI: 10.1055/a-1838-6838
Editorial

„Das mache ich mit mir selbst aus“

Stephanie Moers

„Also, hier haben wir selten einen Zeitrahmen, um uns auszutauschen. Das mache ich dann in aller Regel mit mir selbst aus, ja.“ Das mache ich mit mir selbst aus. Heißt, ich bin auf mich allein gestellt. Ich stehe mehr oder weniger allein da – habe keinen Austausch, keine Reflexionsmöglichkeit, kein Korrektiv, keine Beratung.

Viele haben sich in Coronazeiten auf sich selbst zurückgeworfen gefühlt. Das obige Zitat stammt aber nicht aus den hoffentlich hinter uns liegenden Pandemiezeiten, sondern von einem Physiotherapeuten, den ich 2018 für meine Masterarbeit interviewt habe. Und schon da schien aus allen Interviews, die ich mit Physiotherapeut*innen geführt habe, das Bedürfnis und die Notwendigkeit hervor, sich auszutauschen, sich zu besprechen, sich zu beraten.

Wie die einsame Wanderin über dem Nebelmeer steht die Physiotherapeutin oft auf sich selbst zurückgeworfen da. Das muss aber nicht so bleiben.

Am Bundeskongress im Mai in Bad Soden habe ich meine Arbeit im Rahmen des „Science Slam Contest“ vorgestellt. Sie hat nichts an ihrer Aktualität verloren, dachte ich dabei. Angesichts der wohl in Zukunft komplexer werdenden Herausforderungen im Gesundheitswesen erscheint der Austausch – ob im eigenen Praxisteam oder in interprofessionellen Netzwerken – wichtiger denn je.

Wie sehr habe ich es daher genossen, mich auf dem Kongress auszutauschen, Vorträge zu hören und mich inspirieren zu lassen. Ich habe über meinen muskuloskelettalen Tellerrand geschaut, mir die Vortragsreihen „Onkologie und Palliativmedizin“ und „Neurologie – Moderne Behandlungskonzepte bei Parkinson oder Schlaganfall“ angehört und es nicht bereut. Sowohl das Motto des Kongresses „Gemeinsam die Zukunft bewegen“ als auch der Hashtag der Kampagne für die Vollakademisierung #zusammenTun werben für das „Miteinander“ statt „mit mir selbst“. Wir wissen nach den Erfahrungen der letzten zwei Jahre, wie wichtig dies ist.

Ich freue mich auf weitere Gelegenheiten des persönlichen Austausches.

Ihre

Stephanie Moers



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Article published online:
19 July 2022

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