Rofo 2022; 194(11): 1258-1260
DOI: 10.1055/a-1853-8002
The Interesting Case

Interventionelle Therapie eines spontanen intrahepatischen portosystemischen Shunts ohne zugrunde liegende Leberzirrhose – vollständige Rückbildung einer vermeintlichen Alzheimer-Demenz

Harald Bareth
Abteilung für diagnostische und interventionelle Radiologie, Rems-Murr-Kliniken gGmbH, Schorndorf, Germany
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Maher Binbeshr
Abteilung für diagnostische und interventionelle Radiologie, Rems-Murr-Kliniken gGmbH, Schorndorf, Germany
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Fallbericht

Eine 86-jährige Patientin war vor mehreren Monaten aufgrund von Gangunsicherheit, abnehmender Gedächtnisleistung und zunehmenden Sprachstörungen in eine neurologische Klinik eingewiesen worden. Anamnestisch bestand ein Zustand nach Sigmaresektion infolge einer eitrigen Divertikulitis mit Anlage eines protektiven Ileostomas nach Nahtinsuffizienz, sowie einer biliären Pankreatitis mit septischer Cholezystitis und einem Bridenileus mit mechanischer Dekompression ein Jahr später. Seither waren immer wieder Episoden von akuten abdominalen Schmerzen im Rahmen von postoperativen Verwachsungen aufgetreten. In der Vorgeschichte fand sich kein Hinweis auf ein stattgehabtes Oberbauchtrauma, chirurgische Eingriffe oder Biopsien an der Leber. Im Rahmen der Labordiagnostik fiel ein erhöhter Ammoniakspiegel im Serum von 102 μmol/l (Referenzbereich 11–32 μmol/l) auf, gering eingeschränkte renale Retentionsparameter (Crea-Clear. 59 ml/min) sowie eine BSG- Erhöhung von 49 mm in der ersten Stunde. Blutbild, Bilirubin und Leberenzyme waren im Normbereich. Die Abdomen-Sonografie ergab keinen Hinweis auf eine abdominelle Raumforderung oder eine Leberzirrhose, allerdings fielen im Lebersegment 5 ausgeprägte Ektasien der Portalvenen auf sowie eine bereits 4 Jahre zuvor beschriebene Zyste im Segment 8. Die weitere Diagnostik (u. a. Schädel-MRT, Echokardiografie) ergab keine relevanten weiteren Befunde. Es wurde die Diagnose einer dementiellen Entwicklung neurodegenerativer Ätiologie (Alzheimer Demenz) gestellt. Dabei wurde auch die Möglichkeit einer metabolischen Genese im Sinne einer hepatischen Enzephalopathie (HE) erwogen. Eine weitere Abklärung des sonografischen Portalvenenbefundes erfolgte nicht. Eine Kontrolle des erhöhten Ammoniakspiegels (bei Entlassung bei 74 μmol/l) wurde empfohlen, war aber in der weiteren ambulanten Versorgung nicht durchgeführt worden.



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Article published online:
15 June 2022

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