physiopraxis 2022; 20(11/12): 20-24
DOI: 10.1055/a-1916-3673
Wissenschaft

Internationale Studienergebnisse

Rotatorenmanschettenruptur – Training oder alternative Interventionen?

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Muskeln der Rotatorenmanschette: M. supraspinatus, M. infraspinatus, M. teres minor und M. subscapularis. Rechtes Schultergelenk. Ansicht von lateral © Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus. LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Ana-tomie und Bewegungssystem. Illustrationen von K. Wesker und M. Voll. 6. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2022

Ein Riss der Rotatorenmanschette tritt vor allem im höheren Alter auf (Inzidenz von 62 % bei Personen über 80 Jahre). Bei großen Verletzungen (Abriss > 5 cm oder Sehne > 2 cm) haben Betroffene meist langfristige Schmerzen und starke Einschränkungen der Beweglichkeit. Operationen zeigen nicht immer die gewünschten Ergebnisse, und die Rerupturraten sind relativ hoch (18–94 %). Ziel dieser systematischen Übersichtsarbeit mit Metaanalyse war es, eine Synthese der bisherigen Informationen für eine konservative Behandlung im Vergleich zu anderen (Operation) oder Kontrollgruppen herzustellen.

Bei ihrer Vorgehensweise orientierten sich die Wissenschaftler*innen an der PRISMA-Leitlinie. Das CERT-Tool diente dazu, die Studiencharakteristiken der einzelnen Arbeiten zu extrahieren. Die Forschenden nutzen zudem das Rob-2-Tool für die Verzerrung und das GRADE-Tool für die Bewertung der Ergebnisqualität. Die primären Messwerte waren die Lebensqualität und der Schmerz. Sekundär wurde die ROM und Kraft im ersten Jahr untersucht.

Fünf Studien mit insgesamt N = 297 Teilnehmenden wurden inkludiert. Die Bewertung der methodischen Qualität fällt gut für die eingeschlossenen Arbeiten aus. Bezüglich des primären Messwertes des Schmerzes zeigt sich nur im Betrachtungszeitraum von 12 Monaten ein signifikanter Effekt zugunsten der Kontrollgruppe (hierbei waren 2 von 3 Alternativinterventionen eine OP). Für die ROM ergeben sich keine signifikanten Ergebnisse zwischen den Gruppen für Flexion und Abduktion. Auch für die Funktionsfähigkeit sowie die Lebensqualität ergab sich kein signifikantes Ergebnis.

Fazit für die Praxis

Für diese Population zeigt sich kein klarer Unterschied zwischen Training oder alternativer Intervention. Das gefundene Ergebnis der verringerten Schmerzintensität fällt nicht klinisch relevant aus. Weiterhin sind die Beschreibungen der Interventionen mangelhaft und erlauben keine weiteren Schlussfolgerungen. Möglichst detaillierte Beschreibungen der Intervention bei folgenden Studien würden hier weiteren Aufschluss geben.

tw

Musculoskelet Sci Pract 2022; 61: 102597



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Article published online:
23 November 2022

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