Diabetes aktuell 2022; 20(06): 256-266
DOI: 10.1055/a-1926-1322
Schwerpunkt

Diabetes mellitus im Alter

Therapieziele und alterstypische Besonderheiten
Andrej Zeyfang
1   Klinik für Innere Medizin, Altersmedizin, Palliativmedizin und Diabetologie, medius KLINIK OSTFILDERN-RUIT
,
Jürgen Wernecke
2   Medizinisch-geriatrische Klinik, Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg
,
Anke Bahrmann
3   Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie, Medizinische Klinik 3, Universitätsklinikum Heidelberg
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ZUSAMMENFASSUNG

Bundesweit gibt es insgesamt etwa 630 000 pflegebedürftige Personen mit Diabetes mellitus. Die Aussagen der Praxisempfehlungen richten sich vorwiegend an die Mehrheit der älteren Menschen mit Typ-2-Diabetes und können nur einen Teil der Besonderheiten des alten Menschen mit Diabetes wiedergeben. Alterstypische Funktionseinschränkungen und eine hohe Vulnerabilität erzeugen besonderen Handlungsbedarf, der über die Blutglukoseeinstellung und das Management kardiovaskulärer Risikofaktoren oder diabetestypischer Komplikationen hinausgeht. Grundsätzlich sind Ziele unter dem Gesichtspunkt der partizipativen Entscheidungsfindung gemeinsam zwischen Arzt und Patienten zu vereinbaren. Der Erhalt der Lebensqualität und das Vermeiden von Hypoglykämien sind vorrangiges Therapieziel. Der HbA1c-Wert hat im höheren Lebensalter einen geringeren Stellenwert bei Therapieentscheidungen. Auch beim älteren Menschen mit Diabetes bilden nichtmedikamentöse Verfahren die Basis der Behandlung. Bei der medikamentösen Therapie soll Metformin auch für ältere Patienten als medikamentöse Therapie der ersten Wahl eingesetzt werden. Technische Hilfsmittel zum Diabetesmanagement für Ältere sind bereits seit vielen Jahren auf dem Markt. Während mechanische Hilfsmittel wie altengerechte Blutzuckermessgeräte oder altengerechte Insulin-Pens bereits eine gute Akzeptanz finden, sind elektronische oder auch digitale Hilfsmittel noch nicht in den breiten Einsatz gelangt. Zu den Pflegeschwerpunkten geriatrischer Patienten mit Diabetes sollen v. a. Folgendes gehören: Hypoglykämievermeidung, Prävention des diabetischen Fußsyndroms, Erfassung von Schmerzen (insbesondere auch mit Blick auf Polyneuropathien), Beobachtung der Haut, Wundassessments und -management sowie Förderung der Mundgesundheit, Erfassung der Ernährungssituation, Kontinenzerhaltung und -förderung und Erfassung von Mobilitätseinschränkungen/Sturzgefahr.



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Article published online:
14 October 2022

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