Zahnmedizin up2date 2022; 16(05): 401-411
DOI: 10.1055/a-1929-7572
Zahnerhaltung, Prävention und Restauration

Das orale Mikrobiom – Freund oder Feind? Eine überwiegend naturwissenschaftliche Betrachtung

Georg Conrads

Meinen naturwissenschaftlichen Beitrag zu den positiven (Freund) und negativen (Feind) Eigenschaften der Mundflora möchte ich – nichtsdestotrotz – erst mal philosophisch beginnen. Fällt Ihnen irgendetwas ein, was nur gute oder nur schlechte Eigenschaften hat? Eher wohl nicht, jedenfalls wenn man es zu Ende denkt. Die Asiaten (aber ähnlich auch Kelten, Etrusker und Römer) verdeutlichen diesen Sachverhalt im Yin-Yang-Symbol. In der deutschen Sprache gibt es Sprüche wie „Alles Schlechte hat auch etwas Gutes“. In Ökosystemen hat so jedes Pflänzchen und jedes Tierchen seinen Platz. Zumeist fallen einem hier gute Eigenschaften der Flora und Fauna ein. Die (Malaria-)Stechmücke könnte eine Ausnahme sein. Es werden durch Stechmücken jährlich weltweit rund 247 Millionen Menschen mit Malaria infiziert und rund 1 Mio. Menschen/anno sterben daran. Eine Welt ohne Moskitos wäre in der Tat eine bessere Welt für Mensch und Säugetier. Aber Mücken dienen eben auch als Nahrung für Vögel, die dann 3 statt 2 Eier legen. Mückenlarven ernähren zudem Fische und filtrieren das Wasser. Aber nun endlich zu den positiven/negativen Eigenschaften der Mundflora.

Kernaussagen
  • Das orale Mikrobiom entwickelt sich bis zum 24. Lebensmonat – entsprechend sind die Risiken einer antimikrobiellen Therapie in diesem Zeitfenster hoch.

  • Enorme methodologische Fortschritte verbessern unsere Einsichten in das orale Mikrobiom stetig – zur Zeit ist der Blick noch einäugig.

  • Über Ernährung und die Vermeidung von Noxen lässt sich das Mikrobiom positiv beeinflussen – optimierte Probiotika könnten adjuvant wirken.



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Article published online:
18 November 2022

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