Zahnmedizin up2date 2022; 16(06): 509-524
DOI: 10.1055/a-1962-6224
Varia

Blutkrankheiten – Teil 1: Erkrankungen der Erythropoese und des leukozytären Systems

Bernhard Wörmann

Bei der oralen Untersuchung kann der Zahnarzt/die Zahnärztin immer wieder auf Leitsymptome von potenziell lebensbedrohlichen Erkrankungen des erythropoetischen und leukozytären Systems (Blutkrankheiten) stoßen. Er muss dabei entsprechende Symptome richtig deuten können und eine weiterführende Abklärung veranlassen. Die Kenntnis der pathophysiologischen Grundlagen ist dabei genauso wichtig wie die Abstimmung der zahnärztlichen Behandlung auf bestehende Diagnosen.

Kernaussagen
  • Unter Blutarmut (Anämie) versteht man einen Mangel an rotem Blutfarbstoff und/oder Erythrozyten. Es gibt vielfältige Ursachen einer Anämie wie Vergiftungen, Mangelerscheinungen oder Enzymdefekte.

  • Bei auffälliger Blässe der Mundschleimhaut muss der Zahnarzt stets an eine Anämie denken und eine weitere Abklärung veranlassen.

  • Unter Polyglobulie versteht man eine absolute oder relative Vermehrung der Erythrozyten. Die primäre Polyglobulie (Polycythaemia vera) wird von sekundären Formen unterschieden.

  • Veränderungen der Leukozytenzahl im Blut sind häufig und reflektieren die aktuelle Aktivität des Immunsystems. Klinisch relevant ist die Unterscheidung in Neutropenie und Lymphozytopenie.

  • Ulzera und insbesondere eine Candida-Infektion der Mundhöhle sind stets verdächtig für eine Neutropenie und erfordern umgehend eine weitere Abklärung.

  • Eine Leukozytose mit Linksverschiebung ist eine häufige Veränderung des Blutbilds und deutet meist auf eine bakterielle Entzündung hin.



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Article published online:
08 December 2022

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