Zusammenfassung
Hintergrund Bei der Sarkopenie handelt es sich um ein altersabhängiges Syndrom, welches durch
einen Verlust an Muskelmasse und -kraft gekennzeichnet ist. In der Folge wird die
Selbständigkeit älterer Menschen eingeschränkt und die Hospitalisierungsrate sowie
die Mortalität steigen. Die Entwicklung einer Sarkopenie beginnt oftmals bereits im
mittleren Lebensalter durch Fehl- und Mangelernährung bzw. in Kombination mit mangelnder
körperlicher Aktivität. Verstärkt wird dieser Effekt durch Begleiterkrankungen wie
Adipositas oder Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus.
Methode Durch effektive präventiv-diagnostische Verfahren und die gezielte therapeutische
Behandlung der Sarkopenie lassen sich die negativen Auswirkungen auf das Individuum
reduzieren und negative gesundheitliche sowie sozioökonomische Effekte verhindern.
Hierfür stehen verschiedene diagnostische Möglichkeiten zur Verfügung. Neben einfachen
klinischen Methoden wie der Messung der Muskelkraft lässt sich die Sarkopenie auch
mit bildgebenden Verfahren erfassen, etwa mittels der Dual-Röntgen-Absorptiometrie
(DXA), der Computertomografie (CT), der Magnetresonanztomografie (MRT) oder der Sonografie.
Die DXA bietet dabei als einfaches und kostengünstiges Verfahren eine dosisarme Möglichkeit
der Erfassung der Körperzusammensetzung. Mit den schnittbildgebenden Verfahren der
CT und MRT ergeben sich weitere diagnostische Möglichkeiten bis hin zur MR-Spektroskopie
(MRS) zur nicht invasiven molekularen Analyse von Muskelgewebe. Durch die CT können
auch bei im Rahmen anderer Fragestellungen durchgeführten Untersuchungen zusätzlich
Parameter der Skelettmuskulatur erfasst werden (opportunistische sekundäre Verwendung
von CT-Daten), so beispielsweise die abdominelle Muskelmasse (total abdominal muscle
area – TAMA) oder der Psoas- sowie der Pektoralis-Muskel-Index. Die Bedeutung der
Sarkopenie ist bereits für Patienten mit verschiedenen Tumorentitäten und auch Infektionen
wie SARS-COV2 gut untersucht.
Ergebnisse und Schlussfolgerung Nicht zuletzt durch den demografischen Wandel der Bevölkerung wird die Sarkopenie
an Bedeutung zunehmen. In dieser Übersichtsarbeit werden die Möglichkeiten zur Diagnostik
der Sarkopenie, die klinische Bedeutung und Therapiemöglichkeiten beschrieben. Dabei
können insbesondere CT-Untersuchungen, die wiederholt bei Tumorpatienten durchgeführt
werden, zur Diagnostik herangezogen werden. Diese opportunistische Verwendung kann
dabei durch den Einsatz künstlicher Intelligenz unterstützt werden.
Kernaussagen:
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Sarkopenie ist ein altersabhängiges Syndrom mit Verlust an Muskelmasse und kraft.
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Durch Früherkennung und Therapie lassen sich negative Effekte einer Sarkopenie verhindern.
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Zur Diagnostik stehen neben der DEXA auch Schnittbildverfahren (CT, MRT) zur Verfügung.
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Der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) bietet weitere Möglichkeiten bei der Sarkopenie-Diagnostik.
Zitierweise
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Vogele D, Otto S, Sollmann N et al. Sarcopenia – Definition, Radiological Diagnosis,
Clinical Significance. Fortschr Röntgenstr 2023; 195: 393 – 405
Key words
sarcopenia - radiological screening - body composition analysis - quantitative imaging
- segmentation