Rofo 2023; 195(05): 393-405
DOI: 10.1055/a-1990-0201
Review

Sarkopenie – Definition, radiologische Erfassung, klinische Bedeutung

Article in several languages: English | deutsch

Authors

  • Daniel Vogele

    1   Department of Diagnostic and Interventional Radiology, University Hospital Ulm, Germany
  • Stephanie Otto

    2   Comprehensive Cancer Center (CCCU), University Hospital Ulm, Germany
  • Nico Sollmann

    1   Department of Diagnostic and Interventional Radiology, University Hospital Ulm, Germany
  • Benedikt Haggenmüller

    1   Department of Diagnostic and Interventional Radiology, University Hospital Ulm, Germany
  • Daniel Wolf

    1   Department of Diagnostic and Interventional Radiology, University Hospital Ulm, Germany
  • Meinrad Beer

    1   Department of Diagnostic and Interventional Radiology, University Hospital Ulm, Germany
  • Stefan Andreas Schmidt

    1   Department of Diagnostic and Interventional Radiology, University Hospital Ulm, Germany
Preview

Zusammenfassung

Hintergrund Bei der Sarkopenie handelt es sich um ein altersabhängiges Syndrom, welches durch einen Verlust an Muskelmasse und -kraft gekennzeichnet ist. In der Folge wird die Selbständigkeit älterer Menschen eingeschränkt und die Hospitalisierungsrate sowie die Mortalität steigen. Die Entwicklung einer Sarkopenie beginnt oftmals bereits im mittleren Lebensalter durch Fehl- und Mangelernährung bzw. in Kombination mit mangelnder körperlicher Aktivität. Verstärkt wird dieser Effekt durch Begleiterkrankungen wie Adipositas oder Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus.

Methode Durch effektive präventiv-diagnostische Verfahren und die gezielte therapeutische Behandlung der Sarkopenie lassen sich die negativen Auswirkungen auf das Individuum reduzieren und negative gesundheitliche sowie sozioökonomische Effekte verhindern. Hierfür stehen verschiedene diagnostische Möglichkeiten zur Verfügung. Neben einfachen klinischen Methoden wie der Messung der Muskelkraft lässt sich die Sarkopenie auch mit bildgebenden Verfahren erfassen, etwa mittels der Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DXA), der Computertomografie (CT), der Magnetresonanztomografie (MRT) oder der Sonografie. Die DXA bietet dabei als einfaches und kostengünstiges Verfahren eine dosisarme Möglichkeit der Erfassung der Körperzusammensetzung. Mit den schnittbildgebenden Verfahren der CT und MRT ergeben sich weitere diagnostische Möglichkeiten bis hin zur MR-Spektroskopie (MRS) zur nicht invasiven molekularen Analyse von Muskelgewebe. Durch die CT können auch bei im Rahmen anderer Fragestellungen durchgeführten Untersuchungen zusätzlich Parameter der Skelettmuskulatur erfasst werden (opportunistische sekundäre Verwendung von CT-Daten), so beispielsweise die abdominelle Muskelmasse (total abdominal muscle area – TAMA) oder der Psoas- sowie der Pektoralis-Muskel-Index. Die Bedeutung der Sarkopenie ist bereits für Patienten mit verschiedenen Tumorentitäten und auch Infektionen wie SARS-COV2 gut untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Nicht zuletzt durch den demografischen Wandel der Bevölkerung wird die Sarkopenie an Bedeutung zunehmen. In dieser Übersichtsarbeit werden die Möglichkeiten zur Diagnostik der Sarkopenie, die klinische Bedeutung und Therapiemöglichkeiten beschrieben. Dabei können insbesondere CT-Untersuchungen, die wiederholt bei Tumorpatienten durchgeführt werden, zur Diagnostik herangezogen werden. Diese opportunistische Verwendung kann dabei durch den Einsatz künstlicher Intelligenz unterstützt werden.

Kernaussagen:

  • Sarkopenie ist ein altersabhängiges Syndrom mit Verlust an Muskelmasse und kraft.

  • Durch Früherkennung und Therapie lassen sich negative Effekte einer Sarkopenie verhindern.

  • Zur Diagnostik stehen neben der DEXA auch Schnittbildverfahren (CT, MRT) zur Verfügung.

  • Der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) bietet weitere Möglichkeiten bei der Sarkopenie-Diagnostik.

Zitierweise

  • Vogele D, Otto S, Sollmann N et al. Sarcopenia – Definition, Radiological Diagnosis, Clinical Significance. Fortschr Röntgenstr 2023; 195: 393 – 405



Publication History

Received: 08 June 2022

Accepted: 29 October 2022

Article published online:
11 January 2023

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