Allgemeine Homöopathische Zeitung 2023; 268(02): 43-44
DOI: 10.1055/a-2010-1746
Vereinsmitteilungen
Umzug der Hamburger Homöopathischen Bibliothek

Mitteilungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Homöopathie

Bibliothekslandschaft Köthen

Am 05.12.2022 war es so weit: Der Bestand der Hamburger Homöopathischen Bibliothek (HBH) zog um in das Erdgeschoss der Europäischen Bibliothek (EBH) in Köthen/Anhalt.

Dem vorausgegangen war die Kündigung der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg (Stabi), in deren Räumlichkeiten die Hamburger Homöopathische Bibliothek sich seit den 1970er-Jahren befand. Im Zuge eines mehrjährigen Umbaus der Stabi und dem damit einhergehenden Raummangel musste die HBH ihren Standort im schönen Lichthof des Gebäudes zum Jahresende 2022 verlassen. Gespräche mit dem Freundeskreis der HBH, der Homöopathie-Stiftung, dem Institut für Geschichte und Ethik der Medizin des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE), mit Verantwortlichen der Bibliothek des UKE, dem Landesverband Schleswig-Holstein/Hamburg des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte Deutschlands (DZVhÄ) und anderen Interessierten brachten keine Lösung zum Erhalt des Hamburger Standortes.

In Köthen bietet sich der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Homöopathie (WissHom) als Trägerin der EBH und HBH die Möglichkeit, im großartig sanierten und sehr schönen Gebäude des ehemaligen Klosterstifts, in dem die EBH seit 2009 ansässig ist, das Erdgeschoss zu geeigneten Bedingungen zu nutzen ([Abb. 1], [2], [3] und [4]). Um diese Nutzung zukunftsweisend zu gestalten, wurde ein Konzept entwickelt, das mehrere Ebenen umfasst und verbinden soll.

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Abb. 1 Mark Pfister mit Mobiliar und unzähligen Buchkisten aus Hamburg im Erdgeschoss der EBH. Quelle: © WissHom
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Abb. 2 Die Europäische Bibliothek für Homöopathie in der Wallstrasse 48 in Köthen. Links im Bild das Hahnemann Haus. Quelle: © WissHom
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Abb. 3 Aus der Sammlung Dr. Karl von Petzinger, Arzneimittel-Archiv der EBH (Quelle: © WissHom). Siehe auch: https://kulturstiftung.org/biographien/petzinger-karl-von-2
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Abb. 4 Der Lesesaal der EBH in der 1. Etage. Quelle: © WissHom

Primäres Ziel der homöopathischen Bibliotheken ist, den homöopathischen Bestand zu sichern und homöopathisches Wissen zu generieren. Um Recherche und Forschung optimal zu ermöglichen, sind wir dem Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV) der nord- und mitteldeutschen Bundesländer beigetreten. Der GBV ist ein gemeinsames Katalogisierungs- und Dienstleistungsnetzwerk wissenschaftlicher Bibliotheken. Es handelt sich um ein akademisches Bibliotheksnetzwerk, das die Sichtbarkeit der gedruckten und digitalisierten Bestände von HBH und EBH im Verbundkatalog für wissenschaftliche Bibliotheken national und international ermöglicht.

Wird nach Publikationen gesucht, die in der HBH/EBH vorhanden sind, werden die Recherchierenden unweigerlich auf die Bibliotheken aufmerksam, und diese werden einem breiteren Publikum bekannt. Die Verortung im GBV und somit im Umfeld wissenschaftlicher Bibliotheken und Suchinstrumente gewährleistet Expertise, eine stabile Infrastruktur und die Anpassung an bibliothekarische Standards. Eigene Datenspeicherung und IT-Personal sind nicht mehr nötig.

Neben der Überführung unseres bisherigen online zugänglichen Bibliothekskatalogs „Online Public Access Catalogue“ (OPAC) in den des GBV, die bis Ende 2023 abgeschlossen sein soll, prüfen wir die Umstellung der Signaturen nach den Standards der Regensburger Verbundklassifikation (RVK). Diese ermöglicht eine standardisierte Systematik hinsichtlich Signaturen und Standortbestimmung der Bestände von HBH und EBH. Die Überführung in einen gängigen bibliothekarischen Standard ist auch aus Gründen der Personalressource empfehlenswert, da zukünftig eine lange individuelle Einarbeitung sowie Doppelarbeiten entfallen. Andere homöopathische Bestände, beispielsweise der Bestand der SLUB Dresden, sind bereits nach dem RKV signiert.

Ein weiterer wichtiger Arbeitsschritt ist die bereits vor einigen Jahren begonnene Digitalisierung unserer Bestände, die die Überführung der Digitalisate in die digitale Bibliothek des GBV „Digishelf“ vorsieht (www.digishelf.de). Die Digitalisate werden weltweit für alle Interessierten kostenfrei zugänglich sein, sofern das Urheberrecht dies zulässt. In Deutschland erlischt das Urheberrecht 70 Jahre nach dem Tod des Verfassers bzw. der Verfasserin.

Unser Bibliothekskatalog soll bis Ende 2023, sobald die Datenübertragung vom bisherigen OPAC in den des GBV abgeschlossen ist, überregional und weltweit durchsuchbar und auch über das Portal des „Karlsruher Virtuellen Katalogs“ (KVK) erreichbar sein (https://kvk.bibliothek.kit.edu/). Eine Bestellung von Literatur via Fernleihe ist möglich. Geplant ist überdies die Mitarbeit beim Unterkomitee „Dokumentation“ des European Committee for Homeopathy (ECH).

Die Europäische Bibliothek für Homöopathie soll – über Recherche und Nutzbarmachung der Bücher für nationale und internationale Forschungsprojekte hinaus – ein Ort der Begegnung, des Austauschs und der Anregungen sein. Auf ihrem Gelände wird ein Heilkräutergarten als Ort zum Entdecken und Verweilen entstehen. Die Räumlichkeiten stehen für Kongresse, Fortbildungen und Veranstaltungen zur Verfügung. Dies können fachbezogene Zusammenkünfte sein, aber auch Feierlichkeiten, Konzerte, Theater, Puppenspiele und andere Aufführungen. Wir freuen uns sehr, wenn diese Möglichkeiten breiten Anklang finden und genutzt werden. Wir möchten in und mit der Stadt Köthen versuchen, das Thema Homöopathie breiter zugänglich zu machen. Den Austausch mit der Köthener Kultur und Marketing GmbH (KKM) werden wir intensivieren. Bei „Hahnemann“-Reisen und Führungen zur Homöopathie(geschichte) in Köthen darf die EBH nicht fehlen.

Für die Umsetzung dieser vielfältigen Aufgaben steht uns seit November 2022 mit 24 Stunden pro Woche unsere neue Bibliothekarin Alexandra Schönberg zur Verfügung. Auch Mark Pfister, der viele Jahre die HBH betreut hat, wird uns unterstützen.

Unsere neue Webseite, die sich derzeit im Aufbau befindet, lautet: https://www.homoeopathie-bibliothek.de/.

Interessierte aus aller Welt und fernen Ländern wie Indien haben Köthen und die EBH seit ihrem Bestehen besucht. Wir hoffen auf weiteres Interesse von nah und fern und freuen uns über jegliche Unterstützung!

Dr. Stefanie Jahn

Projektleiterin Bibliothekslandschaft Köthen

Sprecherin der Sektion Praxis der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Homöopathie



Publication History

Article published online:
14 March 2023

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