Im OP 2023; 13(03): 108-109
DOI: 10.1055/a-2017-0445
Tipps · Trends

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Recycling chirurgischer Einweggeräte

Universitätsklinikum Bonn (UKB)

In chirurgischen Operationen wird geschnitten, versiegelt und geklammert. Hochmoderne OP-Instrumente wie Ultraschallscheren oder Klammernaht-Geräte werden dafür verwendet. Ein riesiges Problem ist, dass es sich dabei oft um Einweggeräte handelt. Etwa 8000 Tonnen des Abfalls aus deutschen Krankenhäusern pro Jahr ist auf Einweggeräte zurückzuführen. Dabei könnten laut der Weltgesundheitsorganisation circa 85 Prozent der Krankenhausabfälle prinzipiell recycelt werden. „Viele der im OP eingesetzten Instrumente sind Einweggeräte und werden nach dem Einsatz weggeworfen, obwohl sie sehr wertvolle Rohstoffe enthalten. Zusammen mit dem Start-up Resourcify haben wir nun aber einen Weg zum Recycling dieser häufig benutzen Instrumente gefunden“, so Prof. Jörg Kalff, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral, Thorax- und Gefäßchirurgie am UKB. Diese Neuerung des UKB bedeutet eine enorme Reduktion des Abfallaufkommens, denn Krankenhäuser gelten aufgrund der Nutzung vieler Einwegprodukte als fünftgrößte Müllproduzenten in Deutschland. Viele der Einweginstrumente aus dem OP enthalten hohe Metallanteile und diese können hervorragend wiederaufbereitet werden. Alle nichtinfektiösen Einweggeräte werden mittlerweile in der Mikrobiologie des UKB sterilisiert. Im Anschluss holt eine Entsorgungsfirma die Geräte ab und statt der bisherigen Verbrennung erfolgt dann ein mechanisches Recycling. Etwa 80 Prozent des Materials kann somit stofflich wiederverwertet werden. „Wenn wir das wiederverwertbare Material auf zehn Kliniken am UKB hochrechnen, kommen wir auf fast 40 000 kg CO2 pro Jahr, die dadurch eingespart werden können“, so Dr. Jonas Dohmen, Facharzt der Klinik für Chirurgie am UKB. Derzeit ist der Recycling-Prozess noch deutlich teurer als die herkömmliche Verwertungsmethode. Das Projekt lässt sich nur realisieren, weil es durch das UKB finanziell gefördert wird und zudem eine klinikinterne Möglichkeit zur Dekontamination besteht. Gemeinsam mit Resourcify arbeitet das UKB nun daran, aktuell noch bestehende Hürden zu überwinden, um langfristig ein effizienteres Recycling der Produkte auch für andere Kliniken zu ermöglichen.



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Article published online:
20 April 2023

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