Zusammenfassung
Ziel Untersuchung der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Interventionelle Radiologie
(IR) in Deutschland in den Jahren 2020 und 2021.
Material und Methoden Es erfolgte eine retrospektive Auswertung der im Qualitätsregister der Deutschen
Gesellschaft für Interventionelle Radiologie und minimalinvasive Therapie (DeGIR-QS-Register)
deutschlandweit dokumentierten, interventionell-radiologischen Prozeduren. Das bundesweite
Interventionsvolumen der Pandemiejahre 2020 und 2021 wurde mit dem präpandemischen
Vorzeitzeitraum verglichen (Poisson-Test, Mann-Whitney-Test). Die Auswertung der aggregierten
Daten erfolgte zusätzlich nach Interventionsart unter differenzierter Betrachtung
des zeitlichen epidemiologischen Infektionsgeschehens.
Ergebnisse In den Pandemiejahren 2020 und 2021 wurden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum insgesamt
knapp 4 % mehr interventionell-radiologische Prozeduren durchgeführt (n = 190 454
bzw. 189 447 vs. n = 183 123, p < 0,001). Lediglich in der 1. Pandemiewelle (Woche
12–16, 2020) zeigte sich ein signifikanter Rückgang der Interventionszahlen um 26 %
(n = 4799 gegenüber 2019, p < 0,05). Dabei waren vornehmlich medizinisch nicht dringliche
Eingriffe, wie interventionell-radiologische Schmerzbehandlungen oder elektive arterielle
Revaskularisationen, betroffen. Im Gegensatz hierzu blieben Eingriffe aus dem Spektrum
der interventionellen Onkologie, wie die Implantation von Portkathetern oder lokale
Tumorablationen, unbeeinflusst. Das Abflauen der 1. Infektionswelle ging mit einer
raschen Erholung der Interventionszahlen und einer in der 2. Jahreshälfte 2020 signifikanten,
teils kompensatorischen Leistungssteigerung um 14 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum
einher (n = 77.151 vs. 67 852, p < 0,001). Die nachfolgenden Pandemiewellen hatten
keinen Effekt auf das Interventionsvolumen.
Schlussfolgerung Die COVID-19-Pandemie in Deutschland führte nur in der Anfangsphase zu einem kurzfristigen,
signifikanten Rückgang interventionell-radiologischer Prozeduren mit kompensatorischer
Leistungssteigerung in der Folgezeit. Diese Dynamik zeigt die Anpassungsfähigkeit
sowie auch die Robustheit der interventionellen Prozeduren der IR und macht den hohen
Bedarf an minimal-invasiven, radiologischen Eingriffen in der medizinischen Versorgung
deutlich.
Kernaussagen
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Die Studie zeigt die deutschlandweiten pandemiebedingten Effekte auf das interventionell-radiologische
Leistungsvolumen auf.
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Die fortandauernde Pandemie bedingte quantitativ nur in der Anfangsphase einen signifikanten,
temporären Rückgang an Interventionen.
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Nachfolgende Infektionswellen hatten keinen Effekt auf den Leistungsumfang der Interventionellen
Radiologie.
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Kurzfristige Defizite insbesondere bei elektiven Interventionen konnten teilweise
kompensiert werden.
Zitierweise
Key words
SARS-CoV-2 - Interventional Radiology - Germany - COVID-19