Laryngorhinootologie 2023; 102(05): 373-380
DOI: 10.1055/a-2019-1039
Gutachten und Recht

Aus der Gutachtenpraxis: Zeitgemäße HNO-Begutachtung bei peripheren Vestibulopathien. Teil 2: Vorschläge für neue Bewertungskriterien

Leif Erik Walther
1   HNO-Gemeinschaftspraxis, Main-Taunus-Zentrum, Sulzbach (Taunus)
,
Tilman Brusis
2   Institut für Begutachtung, Köln
,
Eberhard Meister
3   Institut für Begutachtung, Leipzig
,
Alexander Blödow
4   Universitäts-HNO-Klinik, Halle
5   HNO-Klinik Helios Klinikum, Pirna
› Author Affiliations

Einleitung

Die gutachterliche Bewertung von „Schwindelsyndromen“ bzw. „Gleichgewichtsstörungen“ wird derzeit unter Verwendung vorwiegend subjektiver Kriterien (empfundene „Intensität“) und Tests (individuelle „Belastung“) durchgeführt [1]. „Schwindel“ ist jedoch ein individuelles Phänomen und kann in seiner Wahrnehmung und in seinen Auswirkungen auf den Alltag ganz unterschiedlich interpretiert werden. Daher sind objektive Bewertungskriterien erforderlich. Moderne Testverfahren und Klassifikationskriterien ermöglichen dem HNO-Gutachter heute eine eindeutige Zuordnung des Symptoms „Schwindel“ zu einem peripher-vestibulären Schaden. Mit den aktuellen diagnostischen Methoden lässt sich der Organschaden bei peripher-vestibulären Funktionsstörungen lokalisieren und in seiner Art und seinem Ausmaß sowie den Eigenschaften bestimmen. Die vestibuläre Kompensation als typische Charakteristik peripher-vestibulärer Funktionsstörungen ist neben dem Organschaden ein weiteres Beurteilungsmaß. In dieser Arbeit werden neue Bewertungskriterien mit MdE/GdB/GdS-Tabellen für periphere Vestibulopathien mit und ohne Anfallscharakter vorgestellt, die sich nicht wie bisher an subjektiven Empfindungen und Testmethoden, sondern vordergründig an objektiven Kriterien und Methoden orientieren.



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Article published online:
04 May 2023

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