Rofo 2023; 195(09): 790-796
DOI: 10.1055/a-2042-2161
Review

Sonografische Frakturdiagnostik im Kindes- und Jugendalter

Article in several languages: English | deutsch
Jörg Detlev Moritz
Radiology and Neuroradiology, Pediatric Radiology, UK-SH, Campus Kiel, Germany
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Zusammenfassung

Hintergrund Die klinische Untersuchung nach Trauma insbesondere von Kleinkindern erweist sich häufig als schwierig. Dies hat zur Folge, dass in der bildgebenden Abklärung von Traumata durch Röntgenaufnahmen die Mehrzahl der Aufnahmen einen unauffälligen Befund zeigt. Mit der Sonografie steht ein bildgebendes Verfahren ohne Röntgenstrahlen zur Verfügung. Mit zunehmender Qualität der Ultraschallgeräte konnten in den letzten 20 Jahren zahlreiche Studien zeigen, dass Frakturen im Kindes- und Jugendalter mit sehr hoher Sensitivität und Spezifität durch die Sonografie detektiert werden können.

Methode Diese Arbeit gibt einen Überblick über die bisher erzielten Ergebnisse in der Literatur. Anhand dieser Erkenntnisse wird der Stellenwert der sonografischen Frakturdiagnostik im Kindes- und Jugendalter für die wichtigsten Lokalisationen aufgezeigt.

Ergebnisse Bei Untersuchung mit einem hochfrequenten Linearschallkopf können Sensitivitäten und Spezifitäten von mehr als 90 % im Nachweis von Frakturen erzielt werden. Auch Dislokationen werden sicher erfasst. Im Gegensatz zur Röntgenuntersuchung erlaubt die Sonografie die Diagnostik von Knorpel- und Weichteilverletzungen. Die Sonografie zeigt Kallusbildung früher als Röntgenaufnahmen. Die Untersuchung verursacht weniger Schmerzen als die Röntgenuntersuchung. Bei Beschränkung der sonografischen Abklärung auf den reinen Frakturnachweis bzw. -ausschluss wird weniger Zeit im Vergleich zur Röntgendiagnostik benötigt. Das Verfahren kann schnell erlernt werden. Erfolgt die Dokumentation nach einem definierten Standard-Untersuchungsgang, können die Ergebnisse auch von Nichtuntersuchern nachvollzogen werden.

Schlussfolgerungen Bisher ist die Sonografie in der Frakturdiagnostik nur ein additives Verfahren. Mittlerweile gibt es aber erste Empfehlungen zur alleinigen sonografischen Frakturdiagnostik wie bei Schädel-, Klavikula- und nicht dislozierten distalen Unterarmfrakturen.

Kernaussagen:

  • Mit der Sonografie lassen sich Frakturen sehr sensitiv nachweisen oder ausschließen.

  • Die sonografische Untersuchung verursacht weniger Schmerzen als die Röntgenuntersuchung.

  • Die Sonografie ist meist ein additives Verfahren in der Frakturdiagnostik.

  • Bei einzelnen Frakturen kann die sonografische Diagnostik mittlerweile allein ausreichend sein.

Zitierweise

  • Moritz JD. Sonographic Fracture Diagnosis in Children and Adolescents. Fortschr Röntgenstr 2023; 195: 790 – 796



Publication History

Received: 28 December 2022

Accepted: 24 January 2023

Article published online:
26 April 2023

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