Kardiologie up2date 2023; 19(04): 345-367
DOI: 10.1055/a-2065-1625
Thrombozyten und Gerinnungssystem

Thromboembolieprophylaxe bei Vorhofflimmern

Thorsten Gietzen
,
Frank Steinborn
,
Anja Schade

Jeder 3. Europäer mit einem Indexalter von 55 Jahren hat in seinem Leben irgendwann einmal Vorhofflimmern. Der ischämische Schlaganfall ist eine schwerwiegende Komplikation des Vorhofflimmerns. Er verursacht häufig bleibende neurologische Schäden und geht mit einer relevanten Mortalität einher. Medikamentöse und interventionelle Verfahren der Thromboembolieprophylaxe sind Basis der Behandlung und werden im Folgenden diskutiert.

Kernaussagen
  • Vorhofflimmern ist im Mittel mit einem 5-fach erhöhten Schlaganfallrisiko verbunden.

  • Das individuelle Risiko für Schlaganfälle und Thromboembolien wird bei nicht valvulärem Vorhofflimmern mithilfe des CHA2DS2-VASc-Scores abgeschätzt.

  • Ein erhöhter HAS-BLED-Score ist kein Grund, Patienten eine orale Antikoagulation vorzuenthalten.

  • Bei nicht valvulärem Vorhofflimmern gilt eine Klasse-I-Indikation zur Antikoagulation bei CHA2DS2-VASc-Score von ≥ 2 bei Männern bzw. ≥ 3 bei Frauen sowie eine Klasse-IIa-Indikation bei CHA2DS2-VASc-Score von ≥ 1 bei Männern bzw. ≥ 2 bei Frauen. Diese sollte mit einem DOAK erfolgen.

  • Patienten mit mechanischen Klappenersatz und Patienten mit mittel- oder hochgradiger Mitralstenose werden mittels Vitamin-K-Antagonisten antikoaguliert.

  • Nach PCI sollte eine Tripeltherapie abhängig vom Stentthromboserisiko möglichst kurz gehalten werden.

  • Bei Patienten mit Kontraindikationen gegen eine langfristige Antikoagulation ist der kathetergestützte Verschluss des linken Vorhofohres eine alternative Therapie mit guten Ergebnissen.

  • Für die Kardioversion wird eine orale Antikoagulation für mind. 3 Wochen vor sowie 4 Wochen nach Konversion empfohlen.

  • Frühzeitige Rhythmuskontrolle kann ein Fortschreiten der Erkrankung und thromboembolische Komplikationen reduzieren.

  • Unter Anwendung von DOAK sind die meisten Interventionen und Operationen mit sehr kurzen Pausierungsintervallen möglich. Ein perioperatives Bridging mit Heparin wird bis auf extrem seltene Ausnahmen generell nicht empfohlen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
18. Dezember 2023

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