Nephrologie aktuell 2023; 27(08): 352
DOI: 10.1055/a-2083-8830
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Nierentransplantatabstoßung

Volker Aßfalg
1   München
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Prof. Dr. med. Volker Aßfalg, München

Die interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit, wie sie heute aus dem modernen Klinikalltag gar nicht mehr wegzudenken ist, hat in der Transplantationsmedizin seit deren Anfängen bereits funktionieren müssen. Die Nephrologen können nicht ohne die Transplantationschirurgen und beide sind auf Immunologen, Pathologen, Laborchemiker und auch ein spezialisiertes pflegerisches Umfeld auf der Transplantationsstation angewiesen, um den Transplantationserfolg zu erreichen. Durch die immer weiter voranschreitende Spezialisierung der einzelnen Fachbereiche ergeben sich immer neue Aspekte, die zum Wohle der Patienten eingesetzt werden können.

Die terminale, dialysepflichtige Niereninsuffizienz betrifft mehr als 80 000 Menschen in Deutschland. Die Nierentransplantation, sei das Organ von einer Leichen- oder einer Lebendorganspende, stellt die Therapie der Wahl für zur Transplantation geeignete Patienten dar. Doch das Immunsystem hat sich evolutionär perfekt auf die rasche und effektive Abwehr aller fremden Stoffe adaptiert und ist stets wachsam. Durch den Einsatz der Immunsuppressiva gelingt es leider nach wie vor nicht vollständig, Nierentransplantatabstoßungen zu verhindern. Die Transplantatfunktion ist deshalb zeitlich limitiert und wird durch akute Abstoßungsepisoden und eine schleichende chronische Abstoßung bedroht. Dieses zentrale und anhaltend aktuelle Problem in der Nierentransplantation stellt das Thema der Artikel in dieser Ausgabe der „Nephrologie aktuell“ dar.

Für die Therapie einer Abstoßung ist neben einem Verständnis für die Pathophysiologie und dem richtigen Einsatz diagnostischer Methoden die nephropathologische und immunologische Diagnostik von essenzieller Bedeutung. Nur ein intensiver Austausch von Klinikern und Diagnostikern über die bei einem Patienten vorliegenden Befunde ermöglicht schließlich die korrekte Einordnung und ggf. richtige Therapie einer Abstoßung. Hierzu ist ein absolut verlässliches Netzwerk erforderlich, das jederzeit diagnostisch aktiv werden können muss, da das Immunsystem niemals schläft und eine Abstoßung zu jeder Zeit auftreten kann.

Sie finden in diesem Heft zum Thema Nierentransplantatabstoßung 4 Schwerpunktbeiträge: Den Anfang macht ein einleitender Artikel zur Pathophysiologie der Abstoßung und den Differenzialdiagnosen einer Funktionsverschlechterung des Nierentransplantates sowie zu den verfügbaren diagnostischen Methoden. In den folgenden 2 Artikeln informieren Sie Expertinnen und Experten aus der Nephropathologie und der Immungenetik in kompakten Übersichtsarbeiten über Funktionsprinzipien, Indikationen und Aussagekraft der modernen diagnostischen Methoden. Abschließend werden die aktuell verfügbaren spezifischen therapeutischen Ansätze im Falle einer Nierentransplantatabstoßung ausführlich erläutert.

Zudem wird im „Journal-Club“ eine Studie vorgestellt, welche die diagnostische Wertigkeit von zellfreier Spender-DNA als Biomarker für eine Transplantatabstoßung in 4 klinischen Szenarien adressiert.

Zur Vereinfachung der Lesbarkeit der Artikel wird bei den Schwerpunktbeiträgen durchgehend das generische Maskulinum verwendet. Selbstverständlich sind damit auch Personen weiblichen oder diversen Geschlechts gemeint.

Ich wünsche Ihnen viel Freude und Informationsgewinn beim Lesen der Artikel rund um das Thema Nierentransplantatabstoßung.



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Article published online:
13 October 2023

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