PSYCH up2date 2024; 18(03): 217-232
DOI: 10.1055/a-2109-5193
Abhängigkeitserkrankungen

Internetabhängigkeit – Symptombild, Kasuistik und Behandlungshinweise

Klaus Wölfling
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Unter Internetabhängigkeit, die in der Literatur häufig auch als Internetnutzungsstörung bezeichnet wird, fasst man verschiedene Subtypen suchtartigen Internetnutzungsverhaltens zusammen. Dieser Artikel beleuchtet 3 klinisch relevante Subtypen der Internetnutzungsstörung. Hierzu zählen die Computerspielstörung, die Online-Glücksspielstörung sowie die Online-Pornografie-Nutzungsstörung (Online-Sexsucht).

Kernaussagen
  • Unter Internetabhängigkeit fasst man verschiedene Subtypen suchtartigen Internetnutzungsverhaltens zusammen. In der Literatur zurzeit diskutierte Störungen sind die Computerspielstörung, die Online-Glücksspielstörung, die Pornografie-Nutzungsstörung, die Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung sowie die Online-Shoppingstörung.

  • Zur Erklärung der Entstehung und Aufrechterhaltung von Verhaltenssüchten dient ein auf lerntheoretischen Grundlagen basierendes Modell, das verschiedene Lernmechanismen identifiziert, die an der Entwicklungsprogression der Störung beteiligt sind.

  • Die Computerspielsucht sowie die Online-Glücksspielsucht werden durch 7 gemeinsame und jeweils 2 suchtspezifische möglichen Kernsymptome beschrieben. Gemeinsame Kriterien sind: Gedankliche Eingenommenheit, Entzugssymptomatik, Toleranzentwicklung, erfolglose Abstinenzversuche, Verheimlichung des tatsächlichen Spielausmaßes, Gefährdung oder Verlust wichtiger Bezugspersonen und/oder Arbeits- oder Ausbildungsstelle, Emotionsregulation.

  • Besonders prägnante Kriterien der Pornografie-Nutzungsstörung sind: Toleranzentwicklung, Entzugserscheinungen, zentraler werdende Bedeutung sexueller Aktivitäten, Fortführen des Konsums trotz negativer Folgen, weiteres exzessives Betreiben sexueller Aktivitäten mit geringer/fehlender Befriedigung, erfolglose Abstinenzversuche.

  • Für alle Internetabhängigkeiten gilt die Fokussierung auf die Abstinenzerreichung als besonders vielversprechend für den Behandlungserfolg und sollte daher spätestens im Verlauf der Therapie als Therapieziel formuliert werden.



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Article published online:
03 May 2024

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