Aktuelle Urol 2024; 55(02): 81
DOI: 10.1055/a-2175-3573
Editorial

Das metastasierte Prostatakarzinom bleibt weiterhin eine therapeutische Herausforderung

Axel Heidenreich
1   Klinik für Urologie, Uro-Onkologie, spezielle urologische und roboter-assistierte Chirurgie, Universitätsklinikum Köln, Köln, Germany
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In Deutschland werden ca. 78.000 Männer pro Jahr neu mit einem Prostatakarzinom diagnostiziert und ca. 17.000 Patienten versterben daran. Sowohl die Möglichkeiten der Systemtherapie als auch der lokalen zytoreduktiven Therapie sind nicht nur von tumorbiologischen Aspekten sondern auch von patientenspezifischen Risikofaktoren, Komorbiditäten und Präferenzen abhängig. In der vorliegenden Ausgabe der Aktuellen Urologie möchten wir auf diese verschiedenen Gesichtspunkte der Therapieberatung eingehen.

In einem ersten Artikel beleuchten die Kollegen Heers et al. die Methodik und die Notwendigkeit des geriatrischen Assessment bei älteren Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom: was können wir und was dürfen wir den Patienten therapeutisch zumuten bzw. welche Komorbiditäten können vor prostatakarzinomspezifischer Therapie korrigiert werden? Dies sind wichtige, zu klärende Befunde, um eine effektive Therapie einleiten und unnötige Komplikationen vermeiden zu können.

Die Kolleginnen Paffenholz und Rösch beschäftigen sich mit der wichtigen Frage der Intensität der medikamentösen Tumortherapie und beleuchten die Aspekte der Indikation, therapeutischer Effektivität und Toxizität der Zweifach- gegenüber der Dreier-Kombination.

Frau von Amsberg widmet sich in ihrem Artikel der für den klinischen Alltag immens wichtigen Frage, wann und bei welchem Patienten eine molekulare Testung zur Identifikation therapierbarer Mutationen indiziert ist. Zudem geht sie auf die Frage ein, wie intensiv getestet werden soll.

Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe um Rieger et al. geht der Frage nach, bei welchen Patienten eine lokale zytoreduktive Therapie trotz der vorliegenden Metastasierung indiziert ist. Ebenso werden in diesem Artikel die beiden Optionen der lokalen Therapie – radikale Prostatektomie oder Strahlentherapie – ausführlich diskutiert sowie die potenziellen Vorteile und Nachteile der beiden Therapiemodalitäten diskutiert.

Abschließend beschreiben Heidenreich und Mitarbeiter die Möglichkeiten chirurgischer palliativer Therapieoptionen bei Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom. Aufgrund der Tatsache, dass die Patienten bei hochwirksamer medikamentöser Therapie eine deutlich längere Überlebenszeit aufweisen als noch vor wenigen Jahren, werden wir uroonkologisch tätigen Ärztinnen und Ärzte häufiger mit Komplikationen am oberen oder unteren Harntrakt durch fortschreitendes Prostatakarzinomwachstum konfrontiert sein. Eine Kenntnis und Umsetzung der potenziellen chirurgischen Möglichkeiten wird helfen, die Lebensqualität der Patienten aufrechtzuerhalten.

Ich wünsche Ihnen allen ein Lesen der Artikel mit vielen neuen Informationen, die der Therapie unserer Patienten zugutekommen.



Publication History

Article published online:
27 March 2024

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