Dtsch Med Wochenschr 2025; 150(22): 1367-1373
DOI: 10.1055/a-2180-8346
Klinischer Fortschritt
Rheumatologie

Neues zur Gicht

News about gout

Authors

  • Anne-Kathrin Tausche

Was ist neu?

Veröffentlichung der S3-Leitlinie

Für die Gicht, die häufigste akut entzündliche Gelenk-Erkrankung, gibt es erstmalig deutsche Empfehlungen zur Diagnose und Therapie auf S3-Leitlinien-Niveau.

Diagnostik der Gicht

Für die Diagnose eines ersten typischen Gichtanfalls im hausärztlichen Setting reichen in der Regel – neben dem typischen klinischen Bild – anamnestische Angaben sowie ein erhöhter Serum-Harnsäurewert aus. Die Gicht kann unter Zuhilfenahme des sogenannten Gicht-Kalkulators diagnostiziert werden. Für gichtuntypische akute Gelenk-Entzündungen kommen im fachärztlichen Bereich weitere diagnostische Maßnahmen wie die Gelenksonografie, eine Gelenk-Punktion mit mikroskopischem Kristall-Nachweis sowie die Dual-Energy-Computertomografie zum Einsatz.

Therapie der Gicht

Nach Sicherung der Diagnose gibt es 2 Säulen der Gichtbehandlung: zum einen die kurzfristige Akutbehandlung des Anfalls, zum anderen die zielwertorientierte, kausale harnsäuresenkende Therapie. Da Patienten mit Gicht zumeist an weiteren kardiorenal-metabolischen Erkrankungen leiden, ist auch deren Therapie zu optimieren. Neben rezidivierenden Gicht-Entzündungen sind diese Komorbiditäten letztlich Ursache für eine höhere Rate an kardiovaskulären Ereignissen und Sterblichkeit (Mortalität). Auch wenn sie für die Gicht nicht primär zugelassen sind, stellt die Gruppe der SGLT2-Hemmer durch ihre urikosurische Nebenwirkung eine mögliche Therapie-Option für Patienten mit Gicht und entsprechenden Komorbiditäten dar, auch um den Harnsäure-Zielwert zu erreichen.

Gicht-Anfallsprophylaxe

Durch die Senkung der Harnsäure und die folgende Mobilisation abgelagerter Harnsäure-Depots kann es zu Beginn der Therapie zur Auslösung von Gichtanfällen kommen. Daher wird in den ersten Wochen bzw. Monaten zu einer Anfallsprophylaxe mit niedrig dosiertem Colchicin oder niedrig dosierten NSAR geraten.

Kardiorenal-metabolische Erkrankungen im Zusammenhang mit Gicht

Da Patienten mit Gicht häufig an weiteren Erkrankungen leiden und entsprechende Komedikationen benötigen, empfiehlt die S3-Leitlinie für die Patientensicherheit grundsätzlich einen Interaktions- und Dosierungscheck der zu beginnenden Therapie.

Abstract

For the first time, German recommendations for diagnosis and treatment of gout on an interdisciplinary S3 guideline level are available. For the diagnosis of a typical gout attack in a primary care setting, the typical clinical picture, medical history, and an elevated serum uric acid level are usually sufficient; gout might be diagnosed with the aid of the so-called gout calculator. For acute joint inflammations not typical of gout, specialist medical professionals may utilize additional diagnostic procedures such as joint sonography, joint aspiration with microscopic crystal detection, and dual-energy computed tomography. Once the diagnosis is confirmed, there are 2 pillars of gout treatment: short-term acute treatment of the attack; and target-oriented, causal uric acid-lowering therapy. Since patients with gout usually suffer from other cardio-metabolic-renal diseases, treatment of these conditions should also be optimized. In addition to recurrent gout inflammation, these diseases ultimately cause a higher rate of cardiovascular events and mortality. Although not primarily approved for gout, the group of SGLT2 inhibitors, due to their uricosuric side effect, represents a possible treatment option for patients with gout and corresponding comorbidities.



Publication History

Article published online:
28 October 2025

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