kleintier konkret 2024; 27(S 01): 2-7
DOI: 10.1055/a-2200-7144
Für Sie gelesen

Für Sie gelesen: Primär intestinales Lymphom beim Kaninchen

Contributor(s):
Lisa Müller
Haar
› Author Affiliations

Unspezifische Symptome beim intestinalen Lymphom

Berichte über Neoplasien des Gastrointestinaltrakts beim Kaninchen und speziell des intestinalen Lymphoms sind selten. In dieser pathologischen Studie wurden erstmals 4 Fälle eines primär intestinalen Lymphoms beim Kaninchen genauer beschrieben.

Studie

Ziel war die Untersuchung der Prävalenz sowie die Beschreibung von klinischen und histopathologischen Merkmalen des primären intestinalen Lymphoms beim Kaninchen.

Hierfür wurde das Archiv eines pathologischen Labors (Northwest ZooPath) auf Lymphomproben von Kaninchen durchsucht und diese nach anatomischer Lokalisation kategorisiert. Primär intestinale Lymphome wurden definiert als auf den Darm begrenzte Lymphome mit oder ohne Befall regionaler Lymphknoten. In insgesamt 737 Neoplasieproben konnten 4 solcher Fälle gefunden werden (0,5%).

Es wurden Informationen über das Signalement dieser Patienten sowie der von ihnen präsentierten klinischen Symptome eingeholt und die Proben wurden histopathologisch untersucht. Anschließend wurde eine immunhistochemische Untersuchung (Immunreaktivität für CD79a und CD3), zur Unterscheidung zwischen dem Vorliegen eines B- bzw. T-Zell-Lymphoms, durchgeführt.

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Alle in der Studie vorgestellten Tiere mit einem intestinalen Lymphom waren fortgeschrittenen Alters und zeigten sehr unterschiedliche klinische Symptome.(Quelle: K. Oborny/Thieme)

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Ergebnisse

Die Patienten mit primär intestinalem Lymphom hatten durchwegs ein fortgeschrittenes Alter von 5 – 9,5 Jahren (durchschnittliches Alter: 7,8 Jahre). Es waren zwei männliche und zwei weibliche Tiere inkludiert, wovon jeweils eines der Tiere kastriert und eines intakt war. Die klinischen Symptome unterschieden sich deutlich von Patient zu Patient und waren zum großen Teil unspezifisch.

  • Patient 1 zeigte Lethargie seit einigen Wochen sowie akute Polyurie und vaginalen Ausfluss.

  • Patient 2 hatte eine Vorgeschichte mit Inappetenz seit einem Monat und wies Muskelatrophie und reduzierten Kotabsatz auf.

  • Patient 3 hatte eine Historie mit multiplen palpierbaren Massen im Zäkum seit einem Monat. Weitere Informationen zur Klinik standen in diesem Fall nicht zur Verfügung.

  • Patient 4 zeigte akute Inappetenz von weniger als 24 Stunden und wurde in Agonie vorstellig.

In allen Fällen vergingen zwischen dem Erstauftreten der Symptome und dem Versterben der Patienten weniger als 2 Monate.

In der pathohistologischen Untersuchung konnten bei Patient 1 und 2 im Dünndarm Lymphomzellen mit transmuraler (alle Schichten der Darmwand betreffender) Ausdehnung lokalisiert werden. Es handelte sich in beiden Fällen um großzellige Lymphozyten. Bei Patient 3 und 4 konnte das Lymphom im Zäkum lokalisiert werden und die Ausdehnung der neoplastischen Zellen beschränkte sich hierbei auf die Tunica mucosa und Tela submucosa. Bei Patient 3 handelte es sich um großzellige Lymphozyten, bei Patient 4 um klein- bis intermediärzellige Lymphozyten.

In allen 4 Fällen konnten in der immunhistochemischen Untersuchung B-Zell-Lymphome (Immunreaktivität für CD79a) nachgewiesen werden. Basierend auf der WHO-Klassifikation handelte es sich in 3 Fällen um ein diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom und in Fall 4 (intermediärzelligen Lymphozyten) um ein lymphoblastisches Lymphom.


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Zusammenfassung

Alle hier beschriebenen Patienten waren bereits im fortgeschrittenen Alter. Die mit der Erkrankung aufgetretenen Symptome waren sehr unterschiedlich und unspezifisch. In allen Fällen konnte das Vorliegen eines B-Zell-Lymphoms mit rascher klinischer Progression und dementsprechend schlechter Prognose festgestellt werden.


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Publication History

Article published online:
25 March 2024

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