Laryngorhinootologie 2024; 103(03): 235-236
DOI: 10.1055/a-2221-8319
OP-Techniken

Eingriffe an Larynx, Hypopharynx und Trachea

J. A. Werner
,
J. P. Windfuhr

Tracheostomaverschluss

OP-Prinzip

Ein Tracheostoma hat die Tendenz zum Spontanverschluss. Bleibt er aus oder ist das Stoma epithelisiert, wird es plastisch verschlossen.


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Indikation

  • ausbleibender Spontanverschluss nach Kanülenentfernung

  • keine Dyspnoe nach Abkleben des Tracheostomas


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Kontraindikation

  • ausgeprägt entzündlich veränderte Haut am Stoma

  • Dyspnoe nach Abkleben des Tracheostomas

  • unsichere Prognose des weiteren Verlaufs


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Spezielle Patientenaufklärung

  • unbefriedigendes kosmetisches Ergebnis/hypertrophe Narbenbildung

  • Wundheilungsstörungen mit Nichtanwachsen der Hautränder

  • Trachealstenose mit notwendigen Nachoperationen, u. a. Retracheotomie, Tracheitis

  • Heiserkeit, Stimmverlust, Lähmung (eventuell bleibend) des Stimmlippennervs

  • Schluckstörung, Einlage einer nasogastralen Ernährungssonde

  • permanentes Tragen einer Trachealkanüle

  • ggf. Erweiterung des Hautschnitts

  • Schleimhautverletzung, Mediastinitis

  • Knorpelentzündung


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OP-Planung

Laryngoskopie, Tracheoskopie, auch retrograd durch das Stoma.


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OP-Technik

Spontanverschluss des Tracheostomas

Nach Entfernung der Kanüle wird das Tracheostoma mit üblichem Verbandsmaterial abgedeckt und dieses dann abgeklebt. Der Patient wird angehalten, beim Sprechen/Husten stets den Verband auf das Tracheostoma zu drücken. In aller Regel schrumpft der Tracheostomakanal rasch zusammen und verschließt sich spontan. Bleibt ein Restlumen übrig, so kann der Verschluss mit einer Situationsnaht in Lokalanästhesie abgeschlossen werden.


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Plastischer Verschluss

Umschneiden des Tracheostomas, gut 1 cm vom Schleimhautrand entfernt. Die angrenzende Haut wird kranial und kaudal exzidiert, die seitlich gelegene Haut invertierend miteinander vernäht, sofern dies spannungsfrei möglich ist. Sollte dies nicht gegeben sein, wird auch diese Haut reseziert. Jetzt Unterminieren der Halshaut um das Tracheostoma. Die Ausdehnung wird bestimmt durch die Notwendigkeit einer spannungsfreien Hautadaptation zum Ende des Eingriffs. Jetzt Präparation von mindestens einem, besser 2 subkutanen Weichteillappen, die als erste Schicht das Tracheostoma verschließen. Hierzu wird resorbierbares Nahtmaterial verwendet (3/0). Schließlich Einlage einer Wunddrainage, Subkutannaht, Hautnaht ([Abb. 1a–c]).

Zoom Image
Abb. 1 Verschluss eines epithelisierten Tracheostomas. a Ovaläre Umschneidung, Verwerfen der oberen und unteren Spitze, Mobilisierung und Einschlagen der um das Stoma gelegenen Haut. b Vereinigung der mobilisierten äußeren Haut über dem versenkten Tracheostomaepithel. c Schnittbild. Äußere und innere Naht sind versetzt.

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Modifikation

Bei schlechter Beschaffenheit der Haut in der Umgebung des Tracheostomas Bildung eines über den M. sternocleidomastoideus basierten, über Jugulum und Klavikula umschnittenen Schwenklappens und Deckung des Defekts. Die Entnahmestelle lässt sich nach Unterminierung direkt schließen.

Regeln, Tipps und Tricks

Rekanülierung

Beim Tracheostomaverschluss muss bei der invertierenden Naht darauf geachtet werden, keine Haarfollikel in das Tracheallumen zu verlagern, denn dadurch kann sich ein permanenter Hustenreiz entwickeln, der eine operative Entfernung des Haarfollikels erforderlich macht.

Vor Ausführung eines Tracheostomaverschlusses empfiehlt es sich, das Tracheostoma über mehrere Tage abzukleben. Hierdurch kann einerseits der Spontanverschluss abgewartet werden, andererseits zeigt sich während dieser Zeit, ob die Atemwege insgesamt ausreichend weit für ein beschwerdefreies Atmen sind.

Bevor das Tracheostoma abgeklebt wird, sollte der Patient bzw. die Angehörigen wissen, dass er sich bei unerwartet auftretender Luftnot durch sofortiges Entfernen des Verbandsmaterials selbst helfen kann.

Kommt es nach einer Dekanülierung kurzfristig erneut zu Stridor – Trachealkollaps, Narbenstriktur –, so muss die Kanüle wieder eingeführt werden. Das Tracheostoma kann durch Einführung und Aufspreizen eines Killian-Spekulums oder durch Bougieren wieder geöffnet werden. Einführen der Kanüle über eine Führungssonde.

Ist bereits eine längere Zeit seit der Dekanülierung verstrichen, so kann es erforderlich werden, ein Notfalltracheoskop einzuführen und auf liegendem Rohr erneut zu tracheotomieren bzw. durch Bougierung den Tracheostomakanal wiederzueröffnen.

Risiken und Komplikationen
  • Wundinfektion mit Sekundärheilung und notwendiger Nachoperation

  • Trachealstenose mit Notwendigkeit der Nachoperation

  • Haar- und Epithelablagerung in der Trachea

Nachbehandlung

Ggf. Antibiotikum. Überwachung der Atmung.

Aus: Rettinger G, Hosemann W, Huttenbrink KW, Werner JA. HNO-Operationslehre – Mit allen wichtigen Eingriffen. 5., vollstandig überarbeitete Auflage


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Publication History

Article published online:
04 March 2024

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