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DOI: 10.1055/a-2306-1328
Ärztliche Leichenschau – Anforderungen und Vorgehen im notfallmedizinischen Setting
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Die Leichenschau in der Notaufnahme nach plötzlichen Todesfällen ohne bekannte medizinische Vorgeschichte kann insbesondere Notfallmediziner*innen vor eine besondere Aufgabe stellen. Neben der Feststellung der möglichen Todesursache und des Todeszeitpunkts müssen rechtliche Aspekte abgeklärt und die Todesbescheinigung korrekt ausgefüllt werden: insgesamt ein unabdingbarer Teil der ärztlichen Praxis und hochrelevant für Behörden und Angehörige.
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Die ärztliche Leichenschau ist nicht delegierbar und umfasst die Todesfeststellung, die Dokumentation von Befunden und die Einordnung der Todesart mit potenziellen rechtlichen Konsequenzen.
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Sichere Todeszeichen sind ausschließlich Totenflecken, Totenstarre, Fäulnis, nicht mit dem Leben vereinbare Verletzungen und der Hirntod.
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Die Einordnung der Todesart entscheidet darüber, ob Ermittlungsbehörden informiert werden müssen. Eine nicht natürliche oder ungeklärte Todesart ist meldepflichtig.
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Prähospital müssen Notärztinnen und innerklinisch in der Notaufnahme Notfallmedizinerinnen unter Zeitdruck relevante Befunde am Leichnam sowie Auffindesituation und Veränderungen dokumentieren, bevor sie den Ort verlassen.
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Invasive Maßnahmen und Reanimationsspuren können bei der Leichenschau zu Fehlinterpretationen führen und müssen daher nachvollziehbar dokumentiert werden.
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Die Todesbescheinigung dient nicht nur medizinischen, sondern auch rechtlichen und statistischen Zwecken und erfordert vollständige und leserliche Angaben.
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Schulungen und strukturierte Abläufe fördern die Qualität der Leichenschau, minimieren Fehler und tragen dazu bei, rechtliche und forensische Standards einzuhalten.
Schlüsselwörter
Forensik - Fremdeinwirkung - Todesbescheinigung - Todeszeichen - nicht natürlicher TodPublication History
Article published online:
21 October 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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