Zusammenfassung
Ziel
Die axilläre Lymphadenopathie (LA) nach COVID-19-Impfung ist inzwischen als häufige
Nebenwirkung bekannt. Maligne Ursachen können in solchen Fällen anhand der bildmorphologischen
Kriterien nicht immer ausgeschlossen werden.
Methode
Narratives Review zur Entscheidungsfindung von Kontroll- und Nachsorgeintervallen
der axillären LA nach aktuell publiziertem Kenntnisstand. Die Arbeit bietet anhand
von Bildbeispielen und einem Flussdiagramm eine praxisorientierte Übersicht zum Umgang
mit impfassoziierter LA und Empfehlungen für Kontrollintervalle. Ein Fokus wurde dabei
auf die Anforderungen im Bereich der Mammadiagnostik gelegt. Die Befundungskriterien
für pathologische Lymphknoten (LK) werden erläutert.
Ergebnisse
Die axilläre LA ist eine häufige Nebenwirkung nach COVID-19-Impfung (0.3–53%). Die
Dauer der impfassoziierten LA beträgt im Mittel über 100 Tage. Auch nach anderen Impfungen
wie z.B. der saisonalen Grippeimpfung ist das Auftreten einer LA bekannt. Systematische
Untersuchungen dazu fehlen. Andere Ursachen für eine LA (Infektionen, Autoimmunerkrankungen,
Malignome) müssen differenzialdiagnostisch bedacht werden. Wenn die LA nach COVID-19-Impfung
länger als 3 Monate andauert, wird eine primär sonografische Kontrolluntersuchung
nach weiteren 3 Monaten empfohlen. Eine minimal-invasive Abklärung der LA wird empfohlen,
wenn ein klinisch suspekter LK persistiert oder progredient ist. Im Rahmen eines histologisch
gesicherten Mammakarzinoms wird unabhängig von der Impfung eine Stanzbiopsie ohne
Kontrollintervall empfohlen, da eine stadiengerechte Therapie nicht durch Verlaufskontrollen
beeinflusst werden sollte. In der Nachsorge des Mammakarzinoms hängt das Procedere
von der Dauer der LA und dem individuellem Rezidivrisiko ab.
Schlussfolgerung
Die Impfanamnese sollte dokumentiert und bei der Abklärung suspekter axillärer LK
berücksichtigt werden. Es wird empfohlen, morphologisch auffällige, persistierende
oder progrediente LK im Verlauf zu biopsieren. Das präoperative Staging bei Mammakarzinom
darf durch Verlaufskontrollen nicht verzögert werden. Das Risiko falsch positiver
Befunde wird akzeptiert und die auffälligen LK werden minimal invasiv histologisch
abgeklärt.
Kernaussagen
Der Impfstatus ist zu dokumentieren (Impfstoff, Datum, Applikationsort).
Sollte die axilläre LA länger als 3 Monate nach Impfung andauern, wird eine sonografische
Kontrolle nach weiteren 3 Monaten empfohlen.
In der Kontrollsonografie persistierend vergrößerte, größenprogrediente oder malignomsuspekte
LK sollten biopsiert werden.
Suspekte LK werden vor einer onkologischen Therapie unabhängig vom Impfstatus leitliniengerecht
und ohne Verzögerung der Therapie abgeklärt.
Zitierweise
Schlüsselwörter breast - lymphatic - breast radiography - covid-19 vaccine