Notaufnahme up2date 2025; 07(04): 393-412
DOI: 10.1055/a-2343-1063
Psyche

Selbstverletzendes Verhalten in der Notaufnahme

Authors

  • Ulrike Matthiensen

  • Irene Schott-Seidenschwanz

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Was steckt hinter selbstverletzendem Verhalten? Wie können Notaufnahmen Betroffene besser versorgen und mit Unsicherheiten, etwa beim Thema sekundärer Krankheitsgewinn, umgehen? Vor allem nachts treffen Patient*innen mit selbst zugefügten Verletzungen ein. Der Artikel beschreibt die zugrunde liegende Not und gibt Hinweise für eine Versorgung, die beide, Behandler und Betroffene, entlastet.

Kernaussagen
  • Der Kontakt zu Patient*innen nach selbstverletzendem Verhalten sollte gestaltet werden wie jeder andere Arzt-Patienten-Kontakt auch.

  • Es besteht ein hohes Risiko einer sekundären Verstärkung des Verhaltens.

  • Ein Verzicht auf Analgesie oder eine unfreundliche Behandlung von Patient*innen kann als weitere Selbstschädigung durch soziale Abwertung erlebt und sogar gesucht werden.

  • Gut gemeinte Versuche, Patient*innen in der Notaufnahme ausführlich zu explorieren, einen besonders empathischen Kontakt zu suchen oder sie anderweitig vorzuziehen, können als direkter Sekundärgewinn der fachspezifischen Behandlung entgegenwirken und Patient*innen ungewollt schaden.

  • Benzodiazepine und anderen abhängig machende Medikamente sind kontraindiziert. Niederpotente Neuroleptika können hilfreich sein.

  • In sehr seltenen Fällen kann ein psychiatrischer Notfall eintreten, der entsprechend der S2k-Leitlinie Notfallpsychiatrie beherrscht werden muss.

  • Suizidalität sollte erfragt werden. Tritt diese erstmals auf oder ist sie höher als sonst, ist eine unmittelbare psychiatrische Vorstellung indiziert. Auch vital bedrohliche oder wiederholte, immer gravierendere Selbstverletzungen sind Anlass für eine direkte Weiterleitung in psychiatrische Behandlung.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
21. Oktober 2025

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