Intensivmedizin up2date 2025; 21(02): 189-205
DOI: 10.1055/a-2361-1643
Allgemeine Intensivmedizin

Modernes Wundmanagement auf der Intensivstation

Stefan Riedl
,
Annette Möhlenbrink
,
Christoph Giebeler
Preview

In der Intensivmedizin geht es in erster Linie um die Stabilisierung der Vitalfunktionen eines Patienten. Wunden werden in ihrer Bedeutung meist nachrangig betrachtet. Unabhängig, ob es sich um große oder kleine Wunden handelt, ist eine kompetente Beurteilung wichtig, um die Wundbehandlung in die Therapie des Patienten integrieren zu können. Nicht selten ergeben sich aus der Wunddiagnostik wertvolle Hinweise für die klinische Gesamteinschätzung des Patienten. Deshalb sind auch für Intensivmediziner Grundkenntnisse in der Wundbehandlung erforderlich.

Kernaussagen
  • Wunden erfordern eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Pflegekräften, Ärzten auch anderen Berufsgruppen.

  • Wunden wie Verbrennungen, Polytraumata oder nekrotisierende Fasziitis können eine intensivmedizinische Therapie erfordern, Symptom einer relevanten Erkrankung sein oder nur eine Begleiterkrankung darstellen.

  • Von der Defektphase über Exsudation, Granulation, Epithelisierung bis hin zur Konsolidierung verläuft die Wundheilung in komplexen, sich überlappenden Phasen, die jeweils spezifisch unterstützt werden können.

  • Wundheilungsstörungen entstehen durch Blockaden im physiologischen Heilungsverlauf, wobei Anzeichen wie eine fehlende Heilungsreaktion, chronische Infektionen, überschießende Granulation oder stagnierende Epithelisierung auf spezifische Störungen hindeuten.

  • Eine ganzheitliche Diagnostik ist entscheidend: Die Ursachen von Wundheilungsstörungen sind oft multifaktoriell und müssen systematisch auf lokaler, regionaler und systemischer Ebene erfasst werden.

  • Das Therapieziel bestimmt die Behandlungsstrategie abhängig vom Zustand des Patienten:

    • Symptomkontrolle,

    • Stabilisierung oder

    • vollständige Abheilung.

  • Die strukturierte Therapie verläuft in 3 Phasen:

    • Initialtherapie (Wundkonditionierung, systemische Unterstützung),

    • Schlüsseltherapie (gezielte Behandlung der Grunderkrankung),

    • konsolidierende Therapie (Stabilisierung, Rezidivprophylaxe, Patientenedukation).

  • Dokumentation und Evaluation sind essenziell: Eine kontinuierliche, standardisierte Wunddokumentation – idealerweise mit Fotodokumentation – ist notwendig, um den Therapieverlauf nachvollziehbar zu machen und Behandlungsmaßnahmen gezielt steuern zu können.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
25. Juni 2025

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