CC BY-NC-ND 4.0 · Geburtshilfe Frauenheilkd 2024; 84(10): 920-927
DOI: 10.1055/a-2376-9748
GebFra Science
Statement

Strukturelle Voraussetzungen für die ambulante Behandlung benigner Erkrankungen des Uterus

Article in several languages: English | deutsch
Cosima Brucker
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Klinikum Nürnberg, Nürnberg, Germany
,
Thomas Dimpfl
2   Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum Kassel, Gesundheit Nordhessen, Kassel, Germany
,
Anton Scharl
3   Onkologische Fachklinik Bad Trissl, Oberaudorf, Germany
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Die ambulante Erbringung operativer Leistungen bei benignen Erkrankungen des Uterus kann in vielen Fällen Vorteile gegenüber der stationären haben. Dies zeigt die Versorgungssituation in anderen Ländern. Voraussetzung für die ambulante Leistungserbringung ist jedoch, dass sich dadurch keine Beeinträchtigung der Versorgungsqualität und der Patientensicherheit ergibt. Oberstes Ziel darf nicht die Reduktion der Kosten, sondern muss die Erhaltung, optimalerweise die Verbesserung der Versorgungsqualität sein. Dazu ist erforderlich, dass die Leistungen nicht nur durch den operativen Eingriff definiert werden, sondern die gesamte Behandlungskette bis hin beispielsweise zur psychosozialen Unterstützung beibehalten und entsprechend vergütet wird. Besonders bedenklich ist, dass die letztendliche Entscheidung, ob eine ambulante Operation möglich war, nicht der operativen Einheit, sondern dem medizinischen Dienst obliegt mit entsprechenden Sanktionsmöglichkeiten und -drohungen. Diese Situation ist international einmalig und erfordert einen Paradigmenwechsel. Weiterhin sind strukturelle Voraussetzungen vorzuhalten, die gegenwärtig in Deutschland nur unzureichend bestehen. Da ein substanzieller Anteil ambulant geplanter Operationen unmittelbar oder sekundär eine stationäre Behandlung erfordert, muss ein barrierearmer Übergang zwischen ambulantem und stationärem Bereich bestehen. Dies erfordert die Bildung von Netzwerken zwischen ambulanten Leistungserbringern und einer oder mehreren Kliniken, die nach Ausstattung und Kompetenz in der Lage sind, auch komplexe Komplikationen zu beherrschen. Wichtig ist die Schaffung von Strukturen, die unter intensiver Einbindung der operierenden Einheit eine adäquate präoperative Evaluation und Edukation der Patienten genauso beinhalten wie die bedarfsorientierte postoperative Versorgung am Wohnort. Die gegenwärtige Trennung der Sektoren behindert dieses Ziel erheblich. Weiterhin muss bei der Ausweitung und Förderung der ambulanten Operationen zwingend der Aspekt der Aus- und Weiterbildung des Fachpersonals mitgedacht werden, ebenso wie eine sektorenübergreifende Qualitätssicherung.

Basierend auf einer Sichtung der internationalen Literatur formuliert der vorliegende Artikel 13 Empfehlungen für adäquate Strukturen zur ambulanten Leistungserbringung, die Voraussetzung sind für eine größtmögliche Gewährleistung der Patientensicherheit.



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Article published online:
01 October 2024

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